Die Haute Cuisine auf dem Rückzug

Ernährung, Essen und Trinken 1936:

Die Haute Cuisine, die hohe Kochkunst, wie sie vor allem in Frankreich und in der Schweiz von dem französischen Meisterkoch Auguste Escoffier (1846 – 1935) seit der Belle Époque entwickelt wurde, hat in Europa, besonders aber im Deutschen Reich des Jahres 1936 kaum Anhänger. Raffinierte Menüs, serviert mit dicken Soßen, gelten im Deutschen Reich als dekadent und sind verpönt. Das Ideal deutscher Gasthauskultur wird in einfach zubereiteten Speisen aus vorzugsweise deutschen Grundprodukten, in der deutschen »Hausmannskost«, gesehen.

Die deutsche Hausfrau wird »im Kampf um die Ernährungsfreiheit« von staatlicher Seite aufgefordert, beim Kochen nur im Reich hergestellte Nahrungsmittel zu verwenden. Volkswirtschaftlich erwünscht bei der Zubereitung der täglichen Mahlzeiten sind: Kartoffeln, Zucker, Marmelade, entrahmte Milch, Quark, Graupen, Grütze, Haferflocken, Sago, Kunsthonig, Buttermilch, Harzer und Limburger Käse, einheimische Gemüse (vor allem Kohl), Fisch, Hammel- und Kaninchenfleisch. Die Verarbeitung von Rind- und Kalbfleisch sowie den zu einem beträchtlichen Teil importierten Fettprodukten (Butter, Schmalz, Speiseöle) soll eingeschränkt werden. Allgemein ist 1936 eine Verschlechterung der Nahrungsmittelqualität und ein Mangel an Lebensmitteln festzustellen.

Chroniknet