Lebensmittel werden knapp

Ernährung, Essen und Trinken 1941:

In allen europäischen Ländern sind infolge des Krieges und der dadurch bedingten verringerten landwirtschaftlichen Produktion viele Nahrungsmittel rationiert, manche gar nicht mehr zu bekommen. Gemüse, Frischobst, Fleisch und Kaffee sind immer schwieriger zu beschaffen. Ersatzlebensmittel wie Gerstengraupen, Gersten- oder Roggenkaffee und Kunsthonig sind wenig beliebt und stapeln sich in manchen Lagerhäusern, da sie von den Verbrauchern nicht abgenommen werden. Statt frischer Nahrungsmittel werden verstärkt Erzeugnisse auf den Markt gebracht, die durch Trocknen oder Einfrieren länger haltbar sind. Während die Versorgung der Bevölkerung in den Großstädten weitgehend sichergestellt werden kann, treten vor allem in ländlichen Regionen Engpässe auf. Die nationalsozialistischen Machthaber im Deutschen Reich geben solche Mängel öffentlich nicht zu. Sie melden stattdessen Rekordernten und erfolgreiche Vertragsabschlüsse mit Nachbarländern über die Lieferung von Lebensmitteln.

Trotzdem werden im Deutschen Reich wie auch in den Nachbarländern Aufrufe zum sparsamen Umgang mit Lebensmitteln erlassen, Eintopf-Sonntage und fleischfreie Tage verordnet. Um die Vielseitigkeit der fleischlosen Küche darzustellen, veröffentlichen Zeitungen und Illustrierte Rezepte; in Mehl geröstete »saure Kartoffeln« werden den Verbrauchern ebenso empfohlen wie »Rühreier mit Käse« und mit Reis gefüllter Kohl.

Da die Ernte des Jahres 1941 nicht so ertragreich wie erwartet ist, kommt es im Winter zu erheblichen Engpässen in der Lebensmittelversorgung. Die Bevölkerung greift wie schon im Ersten Weltkrieg auf Steckrüben zurück, weil selbst Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen.

Um die Getränkeversorgung sicherzustellen, erwägen die Nationalsozialisten die Einführung eines Leichtbieres, da insbesondere die männliche Bevölkerung nicht bereit ist, auf Bier zu verzichten. Die deutschen Winzer haben keine guten Erträge zu verzeichnen, da sie u. a. Anbauflächen für die Nahrungsmittelerzeugung abtreten mussten, auch bringen die Trauben dieses Jahres keine respektablen Weine hervor.

Chroniknet