Lange Fahrten in überfüllten Zügen

Urlaub und Freizeit 1946:

Das Reisen in Deutschland ist in der unmittelbaren Nachkriegszeit eine umständliche, zeitraubende und anstrengende Angelegenheit. Nur wer im Auftrag einer Privatfirma oder einer Behörde dienstlich unterwegs ist, erhält den begehrten Berechtigungsschein zur Benutzung der wenigen durchgehenden Schnellzugverbindungen. Ihm stehen dann auch sog. Reisemarken zur Verfügung, mit denen er unterwegs ein wenig Verpflegung einkaufen kann. Ein besonderes Privileg genießen diejenigen, die im Besitz eines Interzonenpasses sind und somit ohne besondere Genehmigung in alle Besatzungszonen Deutschlands reisen dürfen.

Für die übrige Bevölkerung kommt dagegen jede Reise einem Abenteuer gleich. Sie muss mit Zügen vorliebnehmen, die in der Regel hoffnungslos überfüllt sind. Manchmal kommt es auch vor, dass ein leerer Kohlenzug auf seiner Rückfahrt Passagiere mitnimmt. Trotz aller Schwierigkeiten sind unzählige Menschen unterwegs. Es sind nicht nur »Hamsterer«, die auf das Land fahren, oder Flüchtlinge auf der Suche nach Angehörigen; auch Urlauber gehören dazu. Sie lassen sich von den chaotischen Verkehrsverhältnissen nicht abschrecken und nehmen geduldig alle Strapazen in Kauf.

Chroniknet