Werbung 1947:
Von 1939 bis 1945, während der Dauer des Zweiten Weltkriegs, hatte die politische Propaganda die Wirtschaftswerbung überschattet. Jetzt, zwei Jahre nach dem Sieg der Alliierten, wird deutlich, dass die US-Amerikaner in der Werbung die führende Rolle innehaben. In Europa gibt es, im Gegensatz zur Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, in der Werbung und Gebrauchsgrafik keine Tendenz zu künstlerischen Experimenten und neuen Konzepten. Europas Werbung wirkt blass und zeigt kaum Neuheiten in Text und Grafik. In den westlichen Besatzungszonen Deutschlands belebt die Waschmittelfirma Henkel ihre »Persilfrau« aus der Vorkriegszeit wieder. Aber diese Kampagne bleibt ohne den angestrebten Erfolg. Bescheidenen Umfang haben auch die Anzeigenteile in deutschen Zeitungen und Zeitschriften. Es lohnt nicht, für Produkte zu werben, die auf dem deutschen Markt gar nicht erhältlich sind. Auch im europäischen Ausland fehlt den Plakaten Brillanz: Die Werbung von Frankreichs Autohersteller Renault wirkt wenig originell. Ähnliches gilt für die Werbung der Königlich Holländischen Luftfahrtgesellschaft, die KLM. Als erste kommerzielle internationale Fluglinie der Welt hatte sie in den 20er Jahren entscheidenden Anteil am Entstehen der Luftlinienreklame.
Auch die politische Propaganda zeichnet sich nicht gerade durch Einfallsreichtum aus. Bei den ersten Wahlen zu den neugebildeten Ländern in der britischen Zone Deutschlands z. B. werben zwei gegnerische Parteien mit derselben Losung. Sowohl die CDU als auch das Zentrum versichern den Vertriebenen: »Eure Not ist unsere Not.«
Was für andere künstlerische Bereiche gilt, trifft auch auf die Werbung zu: Die mageren Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem Mangel an Grundstoffen werden auch in den Ideen und Produkten von Werbeagenturen und -grafikern deutlich.