Funktionsgerechtes Mobiliar in beschwingter Formgebung

Wohnen und Design 1950:

Wenn sich auch die Wohnverhältnisse seit der Währungsreform 1948 noch nicht entscheidend verbessert haben – auf 9,5 Mio. Wohnungen kommen mehr als 14,6 Mio. Wohnparteien -, beginnen die Bundesbürger am Anfang des neuen Jahrzehnts, sich mit dem Gegebenen abzufinden und sich auf längere Sicht darin einzurichten. Der ganz allmählich steigende Lebensstandard ermöglicht es darüber hinaus immer mehr Familien, nicht länger nur auf gebrauchte Möbel oder auf aus Resten selbst Zusammengezimmertes zurückzugreifen, sondern auch neue Einrichtungsgegenstände zu kaufen.

Obwohl gerade bei Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen besonders auf (Multi-) Funktionalität geachtet wird, legen Designer und Verbraucher zunehmend auch Wert auf eine ansprechende und als zeitgemäß empfundene Form. Zwar »muss sich jedes Ding darauf beschränken, das zu sein, was es sein soll« – so der Katalog der Werkbundausstellung »Neues Wohnen« von 1949 -, dennoch sollen die Möbelstücke die Individualität ihrer Besitzer hervorheben und der Wohnung ein ganz besonderes und behagliches Gesicht verleihen.

Selbst große Möbelstücke sollen durch schmale runde Formen und leichte Materialien zerbrechlich und beschwingt wirken. Richtungsweisend für diesen Stil wird vor allem der US-amerikanische Designer Charles Eames mit seinen Entwürfen für das Möbelhaus Herman Miller. Seine Experimente mit Formen – insbesondere für Stühle bzw. Sitzschalen – und Materialien wie Fiberglas, Schichtholz und Drahtgeflecht beeinflussen die Formgebung in den kommenden Jahren.

Chroniknet