Verkehr 1951:
Die Anstrengungen in der bundesdeutschen Verkehrspolitik richten sich auf die Reorganisation traditioneller Transportmittel (Eisenbahn, Schiff) und auf den Aufbau noch »junger« Verkehrszweige (Auto, Flugzeug). Die Lockerung alliierter Vorbehaltsbestimmungen nutzt die Bundesregierung sofort zu eigenen Gesetzesinitiativen.
Mit dem Gesetz über die vermögensrechtlichen Verhältnisse der Deutschen Bundesbahn vom 2. März, dem Allgemeinen Eisenbahngesetz vom 29. März und dem Bundesbahngesetz vom 6. Juli, das Rechtsstatus, Organisation und Geschäftsordnung regelt, beginnt eine umfassende Neuordnung des Schienenverkehrs. Ganz besonders wichtig ist die Erweiterung des Fahrzeugparks. 65 hochmoderne Dampflokomotiven werden in Dienst gestellt, 500 vierachsige Wagen mit Mitteleinstieg sowie 100 »europäische Einheitsgüterwagen« in Auftrag gegeben. Mit Rationalisierungen reagierte die Bundesbahn auf Finanzschwierigkeiten: Arbeiteten 1948 noch 530 000 Menschen für die Bahn, sind es jetzt nur rund 450 000 bei »steigenden Leistungen«, betont die Regierung immer wieder.
Schwierig ist die Situation der bundesdeutschen Binnenschifffahrt 31% der Flotte stammen aus der Zeit vor 1900. Zudem leidet die Elbschifffahrt unter den politischen Schwierigkeiten im Interzonenverkehr. Durch die günstige Entwicklung der Rheinschifffahrt ist der Trend insgesamt dennoch positiv.
Im Straßenbau werden 1951 224 Mio. DM investiert: 250 Brücken werden gebaut, so die Ruhrbrücke bei Herdecke und die Rheinbrücke Kehl Strassburg 55% der Bundesstraßen befinden sich in einem »gut befahrbaren« Zustand. Die Anstrengungen der Straßenbauer hinken jedoch wegen Geld- und Materialmangel hinter den Anforderungen eines sprunghaft ansteigenden Verkehrsaufkommens her.
Eine ähnlich rasante Entwicklung kündigt sich in der Luftfahrt an. Zwar behindern alliierte Vorbehalte den Ausbau der Luftfahrt in der Bundesrepublik, in den Nachbarstaaten wächst jedoch die Bedeutung des Flugverkehrs. So wird der südlich von Paris gelegene Flugplatz Orly zu einer zentralen »Luftdrehscheibe« in Europa ausgebaut, seine Fläche von 800 auf 1800 ha erweitert.