Sonnen-Energie in Flaschen

Wissenschaft und Technik 1951:

Die wichtigsten technisch-wissenschaftlichen Fortschritte des Jahres ereignen sich auf den Gebieten der Energietechnik und der elektronischen Datenverarbeitung und -speicherung.

Als Durchbruch im Bereich der Kernenergienutzung gilt die Inbetriebnahme des ersten Brutreaktors der Welt, EBR-I, in Arco, US-Bundesstaat Idaho, am 20. Dezember. Die Anlage ist zugleich der erste Kernreaktor, der elektrischen Strom liefert (<!– –>20.12.<!– –>).

Der Brite Alan Alfred Ware und der US-Amerikaner Lyman Spitzer jr. unternehmen 1951 erstmals Versuche mit sog. magnetischen Flaschen. Spitzer nennt sein Modell »Stellarator«. In diesen »Flaschen« lässt sich Wasserstoffplasma, also ein Wasserstoffgas, dessen Atome weitgehend ihrer Elektronen beraubt sind, durch ein Feld so zusammenhalten, dass es nicht in Kontakt mit den eigentlichen Gefäßwänden kommt. Ziel ist es, das Plasma so hoch zu erhitzen und zugleich so stark zu komprimieren, dass Wasserstofffusion einsetzt, wobei je zwei Wasserstoffkerne zu einem Heliumkern verschmelzen und zugleich Energie abgeben. Die Wissenschaftler wollen damit den Energieerzeugungsprozess der Sonne auch durch menschliche Technik nutzbar machen.

Die Versorgung mit konventionellen Energieträgern soll durch eine Pipeline rationeller gemacht werden, die auf der Arabischen Halbinsel eingeweiht wird. Sie verbindet die Ölquellen am Persischen Golf mit der Hafenstadt Saida im Libanon. Das über 1800 km lange, knapp 1 m starke Rohr kann bei einer Fließgeschwindigkeit von 3 m/sec jährlich 100 Mio. t Öl befördern.

In den USA beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Erzeugung hoher Temperaturen um 2000 °C durch Solarenergie. Sie errichten für diesen Zweck einen Forschungsofen, bei dem zahlreiche Hohlspiegel das Sonnenlicht auf einen zentralen Punkt lenken.

Einen praktischen Beitrag zur Energietechnik liefert die deutsche Heinrich Koppers GmbH. Sie baut die erste Rauchgasentschwefelungsanlage für Koksöfen und leitet damit eine Entwicklung ein, die 1951 ihrer Zeit noch weit voraus ist. Eine neue Entwicklung in der elektronischen Informationsverarbeitung leitet auch der deutsche Nachrichtentheoretiker Walter Sprick ein. Er entwirft eine Methode, um handschriftlich geschriebene Zeichen maschinell lesbar zu machen.

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