Eingliederung des Saarlandes – Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft

Politik und Gesellschaft 1957:

Auf der Erde erleben die Menschen ein Jahr mit wenigen spektakulären Höhepunkten. Einige Jahre später soll sich erst zeigen, dass 1957 entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft Deutschlands und Europas vorgenommen wurden. Mit dem 1. Januar wird das Saarland zum 10. Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Für die kommenden drei Jahrzehnte wird das Land in seinen Grenzen festgeschrieben. Mit der kleinen »Wiedervereinigung« ist zugleich eine der Fragen gelöst, die seit Jahrzehnten das deutsch-französische Verhältnis belastet hat.

Die beiden deutschen Staaten sind inzwischen in die beiden Bündnissysteme integriert. Die DDR gehört zum Warschauer Pakt, die Bundesrepublik zur NATO. Gemeinsam mit den westeuropäischen Staaten strebt die Bundesrepublik nach einer eigenständigen Rolle im globalen Kräftespiel. Mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, die am 25. März von den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Italien und der Bundesrepublik ins Leben gerufen wird, wollen die Europäer einen großen Schritt in diese Richtung tun. Zunächst beschränkt sich ihre Zusammenarbeit auf ökonomische Fragen, in den folgenden Jahren gewinnt die Vereinigung als wirtschaftspolitischer Machtfaktor weltweit Profil. Zugleich geht von diesem Zusammenschluss ein entscheidender Impuls für die Förderung des europäischen Gedankens aus.

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