Verkehr 1960:
Zahlreiche Großstädte in der Bundesrepublik können die sprunghaft angestiegene Motorisierung ihrer Bevölkerung nicht mehr bewältigen. Vor allem in den historisch gewachsenen Altstädten kommt der Verkehr zu den Spitzenzeiten häufig zum Erliegen.
Allein die Anzahl der Pkw ist seit 1955 von 1,6 Mio. auf fast 4,0 Mio. Kraftfahrzeuge angestiegen. Das wesentlich erhöhte Verkehrsaufkommen sorgt vor allem im Berufsverkehr für eine Überfüllung sowohl der Straßen als auch der Fußgängerwege. In den Nachkriegsjahren haben es die Stadtplaner vielfach versäumt, sich auf die zunehmende Motorisierung einzustellen. Die zerstörten Städte wurden oftmals ausschließlich nach historischen Gesichtspunkten wiederaufgebaut. Durch die verkehrsintensive Ansiedlung von Kaufhäusern, Einzelhandelsgeschäften und Banken in den Innenstädten wurde die Wohnbevölkerung in die Randbezirke verdrängt, was zusätzlichen Verkehr produziert.
Als Vorbild für einen verkehrstechnisch gelungenen Neuaufbau gilt die Stadt Hannover, wo Rudolf Hillebrecht als Leiter der Bauverwaltung ein richtungweisendes Konzept verwirklicht hat. In der Hauptstadt des Landes Niedersachsen sorgt ein System von Schnellwegen mit regulierenden Kreiseln an den Knotenpunkten für einen weitgehend ungehinderten Verkehrsfluss, der die Innenstadt verschont. Aufgeständerte Hochstraßen, wie die kurz vor der Vollendung stehende Brücke am Aegidientorplatz, gewährleisten eine kreuzungsfreie Straßenführung.
Anders als in Hannover (» … modernster Aufbau aller deutschen Städte«, »Die Welt«) werden in München die Autokolonnen durch Häuserschluchten geleitet. In der bayerischen Landeshauptstadt wurde es nach 1945 versäumt, durch den Aufkauf von Trümmergrundstücken für eine Verkehrsführung Platz zu schaffen, die sowohl den Fußgängern als auch den Autofahrern gerecht wird. Über den Münchner Verkehrsknotenpunkt Stachus drängen sich täglich weit mehr als 100 000 Kraftfahrzeuge.