Gesamtdeutsche Olympiamannschaft trotz deutsch-deutscher Schwierigkeiten

Politik und Gesellschaft 1960:

Die DDR belastet die ohnehin schwierigen deutsch-deutschen Beziehungen zusätzlich mit einschneidenden Behinderungen des Berlin-Verkehrs. Mit diesen Reisebeschränkungen werden bereits deutliche Signale für den Mauerbau von 1961 gesetzt, der die Bevölkerung Berlins und beider deutscher Staaten 28 Jahre lang durch eine menschenunwürdige Grenze teilen wird. Nach der mit brutalen Mitteln durchgesetzten Kollektivierung der Landwirtschaft steigt die Zahl der Flüchtlinge aus der DDR noch einmal drastisch an. Im Sport jedoch setzt sich der deutsch-deutsche Gedanke durch. Bei den glanzvollen Olympischen Spielen in Squaw Valley und Rom kann die nach mühsamen Verhandlungen zustande gekommene gesamtdeutsche Mannschaft überraschende Erfolge verbuchen. Armin Hary hatte schon vor den römischen Sommerspielen mit seinem Fabelweltrekord (10,0 sec) über 100 m einen Meilenstein in der Leichtathletik gesetzt.

Die 1961 eintretenden dramatischen Entwicklungen in der Berlin- und Deutschlandfrage scheint Bundeskanzler Konrad Adenauer bereits vorauszuahnen. Wegen seiner Befürchtung, die USA könnten auf dem Pariser Mai-Gipfel in diesem Punkt Zugeständnisse an die Sowjetunion machen, gewinnt er dem Scheitern der Konferenz als Einziger eine positive Seite ab. Seinem Pressesprecher gegenüber erklärt der Rheinländer: »Wir haben nochmals fies Jlück jehabt!«

Chroniknet