Weiter Probleme mit der Vergangenheit im Wirtschaftswunderland

Politik und Gesellschaft 1960:

Die Bundesrepublik steht 1960 in der Blüte ihrer Hochkonjunktur. Vollbeschäftigung, steigender Wohlstand und ausgeprägtes Leistungsdenken haben die Schatten der jüngsten deutschen Vergangenheit zurückgedrängt. Im gesellschaftlichen und politischen Alltag zeigen sich allerdings noch immer Verbindungen zur Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Dieses beweist die Welle des Rechtsextremismus zu Anfang des Jahres ebenso wie der Umstand, dass die Justiz jetzt erst damit begonnen hat, systematisch gegen die zumeist hinter gutbürgerlicher Fassade lebenden NS-Straftäter vorzugehen. Bis hinein in die Bonner Führung werden Politiker, so Kanzlerberater Hans Globke, mit ihrer NS-Vergangenheit konfrontiert. Vertriebenenminister Theodor Oberländer muss wegen des Verdachts, an Kriegsverbrechen teilgenommen zu haben, sogar seinen Hut nehmen. Für die Regierung Israels bedeutet die in Argentinien unter spektakulären Umständen erfolgte Aufspürung von Adolf Eichmann, der für den Mord an Millionen Juden verantwortlich ist, einen besonderen Triumph.

Chroniknet