Vom Reklameplakat zur Werbestrategie

Werbung 1962:

Im gesamten öffentlichen Leben der Bundesrepublik gewinnt die Werbung immer größere Bedeutung. In unterschiedlichsten Bereichen, wie den wirtschaftlichen, kulturellen, politischen, religiösen und weltanschaulichen, kann nicht mehr auf sie verzichtet werden.

Größten Raum nimmt hierbei sicherlich die Wirtschaft ein. Im Durchschnitt werden 2% des Gesamtumsatzes eines Betriebes für den Werbeetat zur Verfügung gestellt, in einigen Zweigen, wie z. B. den Herstellern von Hautpflegemitteln, müssen inzwischen schon etwa 20% ausgegeben werden. Das größere Warenangebot, die Massenproduktion und der dadurch verschärfte Wettbewerb führen zwangsläufig zum harten Ringen um die Verbrauchergunst. Das zieht nicht nur eine quantitative Steigerung der Werbung nach sich, sondern vor allem auch eine qualitative. Hier macht sich in erheblichem Maße der Einfluss der US-amerikanischen Branche bemerkbar. Die dort gewonnenen Erfahrungen werden auf die bundesdeutsche Marktlage übertragen und dort zur Anwendung gebracht. Das bezieht sich auf die künstlerische Gestaltung, aber vor allem auf die Entwicklung neuer Werbestrategien. Marktforschung, Produktforschung und Werbepsychologie sind Begriffe, die in den Werbeabteilungen der Wirtschaft und den Werbeagenturen Einzug halten. Neben den konventionellen Werbeträgern wie Zeitungen, Zeitschriften, Außenwerbung usw. gewinnt die Fernsehwerbung immer mehr an Gewicht. Sie wird ausschließlich in den Regionalprogrammen ausgestrahlt. Die Dauer des Werbefernsehens ist deshalb auch in den Bundesländern verschieden, 1962 beträgt sie insgesamt 137 934 Minuten.

Über eine einheitliche Regelung für alle Bundesländer einigen sich im Juli die Ministerpräsidenten. Sie setzen die Höchstdauer für Werbesendungen im Fernsehen auf täglich 20 Minuten fest. Sonn- und Feiertage bleiben werbefrei.

Dies gilt auch für das zukünftige Zweite Deutsche Fernsehen.

Chroniknet