Datentechnik wird forciert

Wissenschaft und Technik 1966:

Die spektakulärsten Ereignisse in Technik und Forschung spielen sich auf dem Gebiet der Raumfahrt ab. Sowohl der Sowjetunion wie den USA gelingen weiche Landungen auf dem Mond, US-Astronauten führen im Weltall ein Kopplungsmanöver durch, die Sowjets lenken eine Sonde zur Venus, und die Erdvermessung aus dem All beginnt. Für den elektronischen Datenverkehr stehen ein neuer Übertragungsweg, das Lichtleitkabel, und ein neuer Speicher, der Magnetblasenspeicher, zur Verfügung. Fortschritte macht auch die maschinelle Datenerfassung. In der Elektronik geht eine neue Generation von Schaltkreisen in Betrieb. Superlative hat die Schifffahrt zu melden. Und neu in der wissenschaftlichen Forschung ist schließlich das Prinzip des Farbstofflasers. Große Datenmengen zu speichern gelingt in verschiedenen Elektroniklabors mit den neuartigen Magnetblasenspeichern. Die Speicher bestehen aus einer starken, mit Eisen dotierten Granatschicht auf einem nichtmagnetischen Granatuntergrund. In Modellen werden Speicherdichten bis zu 100 000 Bit (Ja/Nein-Unterscheidungen) pro mm2 erzielt. Die Zugriffszeiten liegen bei einer zehntausendstel bis zu einer millionstel Sekunde.

Ein Datenerfassungsgerät neuer Art stellt die Firma IBM vor, den Mehrfunktions-Belegleser »IBM 1287«. Als erstes Gerät ist es in der Lage, automatisch Maschinen- und Handschriften zu entziffern.

Als neuer Standardschaltkreis bürgert sich in der Datentechnik rasch der im Berichtsjahr erfundene »TTL«-Schaltkreis ein, eine sogenannte Transistor-Transistor-Logik. Sie ersetzt die bisher übliche Dioden-Transistor-Logik (DTL) oder die Widerstands-Transistor-Logik (RTL) und eignet sich besonders zur Herstellung sehr kleiner integrierter Schaltungen.

Superlative der industriellen Fertigung sind der bei Krupp hergestellte, mit 10 t Masse größte Titanblock der Welt und der ebenfalls weltgrößte elektrisch betriebene Induktions-Tiegelschmelzofen (65 t) der schweizerischen Firma BBC.

Neu im Verkehrssektor ist auch die elektrische Europa-Lokomotive, »E 410-001«, die ohne Rücksicht auf Fahrdrahtspannung und Stromart alle europäischen Strecken befahren kann. Sie geht bei der Deutschen Bundesbahn in Betrieb. Die wissenschaftliche Forschung tritt mit dem von Peter Sorokin in den USA und Fritz Peter Schäfer in der Bundesrepublik unabhängig voneinander erfundenen Farbstofflaser ins Rampenlicht. Sein hervorstechendes Merkmal: Die Wellenlänge lässt sich in einem großen Bereich verändern. Er ist damit ein ideales Instrument zur Untersuchung von Atom- und Molekülstrukturen, zur Steuerung chemischer Reaktionen und zum Nachweis kleinster Substanzmengen aus großen Entfernungen.

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