Vietnamkrieg und Mord an Martin Luther King entzaubern die USA

Politik und Gesellschaft 1968:

Zum anderen war die Amerikabegeisterung der 50er Jahre durch den Vietnamkrieg einer ablehnenden Ernüchterung gewichen. Die westliche Führungsmacht hatte sich in einen schmutzigen Krieg verwickelt, dessen Fernsehbilder das Pathos der Verteidigung westlicher Freiheit täglich Lügen straften. Das Massaker von My Lai und die Tet-Offensive des Vietcong machten nicht nur den moralischen und militärischen Bankrott der USA offenkundig, sondern korrumpierten zugleich den liberalen Anspruch westlicher Demokratie schlechthin. Die Morde an dem schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King und dem Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei, Robert F. Kennedy, taten ein Übriges. Auch technische Glanzleistungen wie die Mondumkreisung von »Apollo 8« konnten das Bild von Gewalt und Rassismus in den USA nicht kaschieren.

Chroniknet