Jeder vierte Bundesbürger hat einen eigenen Wagen

Auto und Verkehr 1970:

In der Bundesrepublik wie auch in Frankreich und Großbritannien verzeichnen die Automobilhersteller starke Zuwächse in der Produktion gegenüber dem Vorjahr. Ende 1970 besitzt bereits jeder vierte Bundesdeutsche einen eigenen Pkw. Trotz wachsender Verkehrsprobleme, wie Lärm- und Abgasbelastung, Parkplatzmangel und hohe Unfallziffern, bleibt die Nachfrage lebhaft.

Neu auf dem Automobilmarkt 1970 sind die Modelle Ford Taunus, Opel Manta und VW K 70. Aus Schweden kommt der neue Saab 99 (erstmals mit Scheibenwischern für die Scheinwerfer), die Franzosen präsentieren den Citroën GS und den Renault 6 L, die Briten den Austin »Maxi«.

Der VW K 70 aus Wolfsburg entwickelt sich zum Verkaufsschlager. Nach der Fusion der zum VW-Konzern gehörenden Auto Union mit den NSU Motorenwerken Anfang 1969 übernimmt VW die Serienherstellung dieses von NSU entwickelten Modells. Mit dem K 70 erscheint unter der weltberühmten Marke VW erstmals ein Auto mit Frontantrieb, Reihenmotor und Wasserkühlung. Ab November 1970 wird der mit 75-PS- (9450 DM) oder 90-PS-Motor ausgestattete K 70 vom Handel verkauft.

Bereits im August erscheint als neues Käfer-Modell der VW 1302 (44 PS). Die vordere Hälfte ist länger, wodurch der Stauraum auf 120 l erweitert wird. Mit den Käfer-Nachfolge-Modellen war VW bisher nicht sehr erfolgreich.

Ford stellt im September 1970 als Nachfolger des Ford 12 M und 15 M den Ford Taunus als ein völlig neues Modell vor. Der neue Taunus hat im Gegensatz zu seinen Vorgängern bei der 1300- und 1600-Ausführung einen Reihenmotor statt V-Motor und Hinterrad- statt Frontantrieb. Zunächst verkauft sich der Taunus mit seiner attraktiven Karosserie gut (Preis für den 1300: 6655 DM). Bald wird jedoch deutlich, wie unausgereift der Taunus z.B. in Hinblick auf Straßenlage und Federungskomfort ist.

Eine große Anzahl aufwendiger Wagen präsentiert der Genfer Autosalon im März 1970, darunter zum ersten Mal den langerwarteten Monteverdi 450 SS. Ausgestattet mit einem 450-PS-Chrysler-Motor, erreicht er eine Geschwindigkeit von 280 km/h. Mercedes zeigt den Versuchswagen C 111, der mit einem auf 350 PS angehobenen Vierkammer-Wankel-Motor in 4,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt.

Allmählich drängen die Japaner auf den europäischen Automarkt. Da das Service-Netz aber noch sehr unzureichend ist, bleiben die Europäer vorerst dominierend, auch wenn die japanischen Wagen durchaus Anklang bei den Kunden finden.

Chroniknet