Kern- und Sonnenenergie

Wissenschaft und Technik 1970:

Nachdem es seit den 60er Jahren in den führenden Industrieländern bei den fossilen Energiequellen (Kohle, Erdöl, Erdgas) immer häufiger durch politische Krisen (Naher Osten) zu kurzfristigen Versorgungsengpässen gekommen war, wird die zivile Nutzbarmachung der Kernspaltung energisch vorangetrieben. In der Bundesrepublik ist bereits jedes zweite Kraftwerk, das gebaut wird, ein Kernkraftwerk. Am 1. August 1970 beginnt z.B. der Bau des Thorium-Hochtemperaturkernreaktors (THTR) in Hamm-Uentrop. Dieser neue Reaktortyp arbeitet mit lose geschütteten, graphitummantelten Brennstoffkugeln. Große Hoffnungen werden auf den Reaktortyp der »zweiten Generation«, den »Schnellen Brüter«, gesetzt. Dieser noch im experimentellen Stadium befindliche Reaktor »erbrütet« mehr spaltbares Material als er verbraucht.

Das wachsende öffentliche Bewusstsein für die Umweltbelastungen durch konventionelle und nukleare Energiequellen führt zur Erforschung neuer natürlicher Energiequellen. Ansätze zur Nutzbarmachung der Gezeiten, des Windes und der Sonnenenergie sind vorhanden. Die Sowjetunion nahm bereits in den 50er Jahren ein Solarenergieforschungsprogramm auf und errichtete in der armenischen Wüste ein großes Solarkraftwerk. Das Problem der Unregelmäßigkeit, mit der Solarenergie z.B. in großen Teilen Europas anfällt, könnte nur durch Entwicklung leistungsfähiger Energiespeicher überbrückt werden. Als aussichtsreich gelten Vorschläge, die Sonnenenergie durch eine »Satelite Solar Power Station« (SSPS) einzufangen und dadurch die durch atmosphärische Trübungen hervorgerufenen Verluste zu reduzieren.

Chroniknet