Nach der Technikeuphorie: Umweltverschmutzung wird erstmals wahrgenommen

Politik und Gesellschaft 1970:

Aber diese Aufbruchstimmung wies auch schon jene Risse und Brüche auf, die sich später verbreiterten und die westliche Wohlstandsgesellschaft aufs Neue infrage stellten. Nach der Technikeuphorie vergangener Jahre mit der Mondlandung von 1969 als Höhepunkt fragten kritische Stimmen nach dem Sinn von kostenaufwendigen Expeditionen ins All, wenn zugleich auf dem Heimatplaneten Erde Millionen von Menschen unterhalb oder am Rande des Existenzminimums leben. Angesichts der kaum noch zu übersehenden Umweltverschmutzung fragten diese Stimmen weiterhin, ob sich die Menschheit durch den rasanten technischen Fortschritt nicht selbst an den Rand des Abgrunds bringt. Verseuchte Gewässer und Smog in den Großstädten ließen allmählich ein Umweltbewusstsein entstehen, das sich später in den vielfältigen Aktivitäten von Bürgerinitiativen und Verbänden niederschlug. Radikale Linke, wie die Gruppe um Ulrike Meinhof und Andreas Baader, sahen nurmehr in einer gewaltsamen Umwälzung der bestehenden Verhältnisse das Mittel für eine grundlegende Verbesserung der gesellschaftlichen und politischen Strukturen.

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