Politik und Gesellschaft 1976:
Das chinesische Großreich wird 1976 von politischen Unruhen und innerparteilichen Machtkämpfen erschüttert. Mit dem Tod des »Großen Vorsitzenden« Mao Tse-tung endet eine politische Ära. Die Verhaftung der ultralinken »Viererbande« um die Mao-Witwe Chiang Ch’ing wenige Tage nach dem Ableben des Gründers der Volksrepublik China zeigt, dass die gemäßigten Kräfte die Oberhand behalten. Eine weitere Öffnung nach Westen scheint demnach vorerst gesichert.
Stärker in den Blick der Weltöffentlichkeit rückt auch der afrikanische Kontinent. Nach dem Sieg der von Kuba massiv unterstützten Befreiungsbewegung MPLA in Angola wächst im Westen die Befürchtung, dass der Schwarze Kontinent zunehmend unter kommunistischen Einfluss geraten könnte. Im benachbarten Südafrika kommt es Mitte des Jahres nach der blutigen Niederschlagung eines Aufstandes in der Schwarzensiedlung Soweto zu schweren Rassenunruhen. Die weiße Regierung weigert sich jedoch strikt, ihre Apartheidpolitik gegenüber der weitgehend rechtlosen schwarzen Bevölkerungsmehrheit zu lockern. Dagegen zeichnet sich in Rhodesien eine friedliche Lösung des Rassenkonfliktes ab. Auf internationalen Druck – vor allem der USA – erklärt sich die weiße Regierung bereit, innerhalb von zwei Jahren die Macht abzugeben.
Eine tragische Besonderheit des Jahres 1976 sind die zahlreichen Naturkatastrophen. Im Nordosten Chinas fordert ein verheerendes Erdbeben nach westlichen Schätzungen mehr als 650 000 Todesopfer. Das Industriegebiet von Tangschan – eines der größten in ganz China – wird fast vollständig zerstört, so dass die Wirtschaft des Landes einen schweren Rückschlag erleidet. In der norditalienischen Provinz Friaul kommen bei Erdstößen rund 1000 Menschen ums Leben. Eine Serie von Nachbeben versetzt die Bevölkerung in der Region über Wochen hinweg in Angst und Schrecken.