Luxuswagen wieder gefragt

Auto und Verkehr 1987:

Die deutsche Automobilindustrie erzielt 1987 ein Rekordergebnis. Mit einer Produktion von rund 4,63 Mio. Fahrzeugen gelingt es ihr, die im Vorjahr erreichte Bestmarke von 4,6 Mio. nochmals zu übertreffen. Die Zahl der in der Bundesrepublik neuzugelassenen Pkw liegt 1987 bei rund 2,92 Mio. Dabei ist es für die deutschen Hersteller besonders erfreulich, dass der Anteil ausländischer Marken gegenüber dem Vorjahr sinkt. So stammen 29,2% der zugelassenen Pkw aus dem Ausland, das entspricht einem Rückgang von 0,5%. Die gefürchtete Verkaufsoffensive der Japaner bleibt aus: Mit 15,1% Marktanteil können sie ihren Absatz nur geringfügig steigern (1986: 15,0%).

Eine Trendwende deutet sich in der Modellpalette speziell der deutschen Hersteller an. Während in den vergangenen Jahren die Entwicklung sparsamer und alltagstauglicher Autos im Mittelpunkt stand, werden nun wieder vermehrt luxuriöse Limousinen, Sportwagen und Freizeitautos angeboten. Blickfang der im September 1987 in Frankfurt am Main eröffneten 52. Internationalen Automobilausstellung ist der neue BMW Z1. Ein 2,5-l-Sechszylindermotor mit 170 PS beschleunigt den Roadster auf eine Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Die 100-km/h-Marke erreicht der in Leichtbauweise gefertigte Z1 – die Karosserie besteht aus Kunststoff – aus dem Stand in 7,9 sec. Besonderes Ausstattungsmerkmal sind die versenkbaren Türen, die dem Zweisitzer ein futuristisches Aussehen verleihen. Der Preis für den Z1 liegt bei 80 000 DM. Großen Erfolg erzielt BMW mit seiner im Vorjahr vorgestellten 7er-Reihe. 1988 gelingt es dem bayerischen Hersteller, die S-Klasse des Erzrivalen Mercedes-Benz in der Zulassungsstatistik zu überflügeln. Damit muss Mercedes-Benz erstmals die Führungsposition in der automobilen Oberklasse abgeben. Für Aufsehen sorgt vor allem das neue BMW-Flaggschiff 750i. Es ist mit einem Zwölfzylindermotor ausgestattet. Das unter Verwendung von Leichtmetall und Kunststoff gefertigte 5-l-Kraftwerk leistet 300 PS, verfügt über 24 Ventile und ist mit einem Verbrauch von knapp 15 l relativ sparsam.

Eine neue Modellreihe präsentiert die zum Volkswagen-Konzern gehörende Marke Audi. Bei dem Audi 90 handelt es sich allerdings um eine überarbeitete Version der seit dem Vorjahr angebotenen Neuauflage des Erfolgsmodells Audi 80. Ungewöhnlich ist die Motorisierung des neuen Audi: Zum Einsatz kommen ausschließlich Fünfzylindermotoren unterschiedlicher Leistungsstärke. Das allradgetriebene Spitzenmodell Audi 90 Quattro 20 V mit einer Leistung von 170 PS ist für einen Preis von knapp 54 000 DM erhältlich.

Anschluss an die Oberklasse suchen die Rüsselsheimer Opel-Werke. Basierend auf dem Omega, soll das neue Modell Senator in ein Marktsegment einbrechen, das von Herstellern wie Audi, BMW und Mercedes beherrscht wird. Das Spitzenmodell Senator CD 3.0i 24V kostet knapp 70 000 DM.

Sowohl die deutschen als auch die ausländischen Produzenten sind bemüht, ihre Modelle mit Katalysatoren auszustatten. Eine Vorreiterrolle spielt dabei Volkswagen. Ab 1987 sind auch die im Erfolgsmodell Golf eingesetzten 1,3-l- und 1,5-l-Motoren mit Abgasentgiftung erhältlich. Damit verfügt VW als erster Hersteller über ein komplettes Programm umweltschonender Kat-Fahrzeuge.

Zunehmend umweltbewusst zeigen sich die deutschen Autokäufer. 1988 sind bereits 82,3% aller in der Bundesrepublik neuzugelassenen Pkw als schadstoffarm eingestuft. Großen Anteil an dieser Entwicklung haben die vom Staat gewährten Steuervergünstigungen für mit Katalysatoren ausgerüstete Autos. Zum Ladenhüter dagegen werden Diesel-Autos. Ihr Anteil an den Neuzulassungen ist gegenüber dem Vorjahr drastisch gesunken. Berichte über umweltgefährdenden Dieselruß, Diskussionen über den Wegfall der Steueranreize sowie der geringer gewordene Preisvorteil des Diesel-Kraftstoffs veranlassen 1988 viele Deutsche, vom Kauf eines Selbstzünders abzusehen.

Chroniknet