Gladbecker Geiseldrama, Ramsteiner Flugunglück, Memminger Abtreibungsprozess

Politik und Gesellschaft 1988:

Im August 1988 hält das Gladbecker Geiseldrama die Bundesrepublik mehrere Tage in Atem. Nach einer spektakulären Irrfahrt skrupelloser Gangster durch West- und Norddeutschland, bei der sie eine Geisel töten, beendet ein Sondereinsatzkommando der Polizei auf der Autobahn bei Siegburg mit Waffengewalt die Geiselnahme. Bei der Befreiungsaktion kommt eine der Geiseln ums Leben. Das blutige Ende des Geiseldramas führt zu scharfer Kritik am Vorgehen der Polizei. Eine sehr fragwürdige Rolle spielten die Medien, die aus dem Verbrechen ein publikumswirksames Spektakel mit Direktübertragungen vom Ort des Geschehens und Interviews mit den Geiselnehmern machten. Sensationsgierige Journalisten behinderten die Polizei und heizten die Atmosphäre zusätzlich auf.

Die Katastrophe bei der Flugschau auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein, bei der 70 Menschen zu Tode kommen, löst heftige Diskussionen über den Sinn derartiger Veranstaltungen aus. Mehrere Abstürze von Militärmaschinen, u. a. im Dezember 1988 im Stadtzentrum von Remscheid, führen zu verschärften Protesten gegen Tiefflüge.

Großes Aufsehen erregt ein Prozess, der im September 1988 eröffnet wird. Ein bayerisches Gericht verurteilt nach mehrwöchiger Verhandlung einen Memminger Arzt u. a. wegen illegalen Abtreibungen zu einer zweieinhalbjährigen Haftstrafe und einem mehrjährigen Berufsverbot. Große Teile der Bevölkerung sehen die Gefahr einer »regelrechten Hexenjagd« auf Befürworter einer liberalen Abtreibungspraxis.

Chroniknet