Klare Form für den Alltag

Mode 1988:

In der Tagesmode ist das strenge Business-Kostüm gefragt, mit geradem Blazer und engem Rock. Die breiten Schultern, die durch Achselpolster erzielt werden, wirken sehr emanzipiert. Dagegen ist der kurze Rock feminin und tragbar, hat sich doch die Saumlänge auf 10 bis 12 cm über dem Knie eingependelt. Wer es kürzer liebt, trägt Bermudas. Als Stoffe kommen alle Wollqualitäten vom Nadelstreifen bis zum klassischen Glencheck infrage Auf den Laufstegen sieht man auch lange, weite Röcke, aber kaum eine Frau möchte ihre Beine verbergen. Wiederentdeckt wird der Bolero, der nun hochgeschlossen wird und damit für den Büroalltag geeignet ist.

Alternative zum Rock ist natürlich die Hose, die gerade und relativ weit geschnitten ist; sie darf auch schon in Knöchelhöhe enden, wird dann aber ohne Bügelfalte getragen. Dazu passt ein langer Strickpullover, dessen Muster durch Abwechslung der Materialien, Garn, Wolle, Leder, zustande kommt. In jedem Fall dürfen Muster sehr dominieren, zum Beispiel große Schleifen, Bärchen oder Comics.

Am Abend trägt die berufstätige Frau ein schwarzes Kostüm mit weißen Reversblenden, weißer Bordierung und Goldknöpfen. Die Jacke darf frech auf Figur geschnitten sein; auf eine Bluse wird verzichtet.

Nach Jahren des Schattendaseins ist das Kleid wieder gefragt. Kleider fallen durch ihren besonderen Schnitt auf; hohe Taille, kurzes, leicht drapiertes Oberteil, der Rock am Saum zu einem leichten Barrel eingezogen – eine Silhouette, die distinguiert modern wirkt.

Cocktailkleider dürfen sehr extrovertiert sein, allein schon durch weite, von vielen Tüllagen unterstützte Tutu-Röckchen. Schillernder, geraffter Atlasstoff oder Samtoberteile mit Satinröckchen wirken sehr verspielt. Eine Alternative zum so beliebten Tutu sind superkurze Ballonröckchen, die bei geblümten Stoffen sehr schick aussehen. Man spielt mit Dekolletés, vor allem mit flachen Bootausschnitten. Interessant und gewagt sind gerade, kurze Cocktailkleider aus Spitze über einem Taftunterkleid, das sehr an Lingerie erinnert. Knallenge und zumeist kurze Schlauchkleider aus Stretchmaterial dagegen tragen alle Disco-Girls.

Die Pariser Haute Couture hat allerdings alle Puffröcke und Petticoats verbannt. Sie zeigt mit Goldfibeln und Kreuzen zusammengehaltene Togen, enge Kostümjacken und lange Wickelkleider. Am Abend wird Goldspitze um den Körper drapiert, die Dekolletés sind zu Kelchen stilisiert. Issey Miyake macht Furore mit seinen schwarz gelackten Plisseeroben. Jean-Charles de Castelbajac zeigt seine »Anti-Körper-Mode« in einer Retrospektive: Kleider als Cola-Flaschen oder als Zahnpastatuben. Auch seine aufblasbaren Regenmäntel lassen den Körper der Trägerin vergessen.

In der Mantelmode konkurrieren zwei unterschiedliche Silhouetten: die gerade, lange Kastenform mit ausladendem Revers und der kurze weite Swinger mit kleinem Kragen oder kragenlos. Aber vor allen Dingen dürfen Mäntel bunt sein, zitronengelb, lila oder cyclamrosa, apricot oder eisgrün.

Chroniknet