Sanfte Weiblichkeit und Transparenz

Mode 1989:

Die Pariser Haute Couture sowie das Prêt-à-porter stehen ganz im Zeichen der Zweihundertjahrfeiern der Französischen Revolution (<!– –>14.7.<!– –>). »Bleu, Blanc, Rouge« sind die Modefarben schlechthin. Auch die Mode des Louis-seize, aus der vorrevolutionären Zeit, ist für die Inspiration gut, und so tauchen eine Fülle blumengemusterter oder brokatener Westchen auf.

Christian Lacroix’ Mode steht im Zeichen der Incroyables, jener Modedandys zur Zeit des Directoire. Blusen mit üppigen Jabots und großen Schleifen, Spenzerjäckchen mit großen Kragen sowie Zylinder und zweispitzartige Hüte setzen seine Mode in Szene.

Ansonsten ist die Mode 1989 von sanfter Weiblichkeit und Transparenz gekennzeichnet. Man spricht vom »quiet chic«, denn allzu üppiger Aufputz ist nicht gefragt. Modeschmuck setzt Akzente, aber ohne Dominanz.

Wickeleffekte mit sanft drapierten Oberteilen sowie Sarongröcke (nach Malaienart um die Hüfte geschlungene Tücher) schmiegen sich dem Körper an, ohne ihn einzuengen. Modefavorit ist der wadenlange, durchsichtige Chiffonrock, der die Beine durchschimmern lässt Dazu werden ein langer Blazer oder ein Pullover getragen.

Sehr feminin und dennoch lässig wirken die neuen Hosenanzüge mit weiten Pyjama-Hosen und kurzen Jäckchen. Oft sind die Hosen auch in der Optik eines weiten Faltenrockes gearbeitet. Wer mehr Bein zeigen möchte, trägt Bermudas zum Blazer, auch im Winter – mit blickdichten Strümpfen.

Elegante Kostüme und Mäntel werden mit einem großen Dachkragen gearbeitet, der hochgestellt wird und sehr schmeichelnd wirkt.

Kuscheltiere haben in die Mode Eingang gefunden. Der französische Modeschöpfer Jean-Jacques de Castelbajac lanciert eine Jacke ganz aus Stoffbärchen. Mode-Trendsetterin Fürstin Gloria von Thurn und Taxis tritt in einem engen Kleid, dessen Dekolleté von großen Stoffbärchen gerahmt ist, bei einer Fernsehshow auf. Das Kleid wurde von dem italienischen Designer Franco Moschino entworfen. Wer sich diese ausgefallenen Modelle nicht leisten kann, glänzt zumindest mit einer Bärchen-Halskette und mit Bärchen-Ohrclips oder trägt auf Sweat- und T-Shirt Bärchen in Pailletten-Stickerei. Sie werden selbst zu Jeans getragen.

Jeans sind fester Bestandteil auch der diesjährigen Mode: »Aged and used looks« mit ausgefranstem Saum sind »in«. Die Hersteller bieten sie in »mill-washed« mit weichem Griff, in »stone-washed« mit markanten Wascheffekten sowie zerknittert mit unregelmäßiger Faltenoptik an, die endgültig jedes Bügeln überflüssig macht. Die verschiedenen Ausrüstungen des Jeans-Stoffs machen Denim zu einem High-Tech-Material.

Die Herrenmode steht im Zeichen des Bequemen. Auch bei Anzügen werden fließende Optiken bevorzugt; Stoffe müssen weich und geschmeidig sein. Zur Disco-Mode gehören Brokatweste, Hemd mit Stehkragen, Jeans und Turnschuhe.

Chroniknet