Auf dem Balkan tobt weiter Krieg – Konflikte auch in der ehemaligen Sowjetunion

Auf dem Balkan tobt weiter Krieg – Konflikte auch in der ehemaligen Sowjetunion
Während des Kriegs in Sarajevo in der teilweise zerstörten Nationalbibliothek 1992. By Mikhail Evstafiev (Mikhail Evstafiev) [GFDL, CC-BY-SA-3.0 or CC BY-SA 2.5], via Wikimedia Commons

Politik und Gesellschaft 1992:

Seit drei Jahren ist der Kalte Krieg beendet, seit zwei Jahren gibt es einen vereinigten deutschen Staat. Dennoch ist die Welt 1992 mehr denn je auf der Suche nach Normalität. Von der humaneren »neuen Weltordnung«, die US-Präsident George Bush nach dem Fall der kommunistischen Diktaturen voraussagte, kann noch längst keine Rede sein. Die Welt bewegt sich eher zurück zu alten Ufern, hin zu Nationalismus und Rassismus. Fanatismus macht auch in Europa die Unterdrückung und Ermordung von Minderheiten wieder möglich, obwohl diese Verbrechen seit dem Völkermord der Nationalsozialisten überwunden schienen.

In der europäischen Politik gehören Versuche, ethnische Grenzen mit Gewalt zu verändern, wieder zur grausamen Realität. Das zeigen vor allem die Eroberungszüge der Serben, die im multikulturellen Bosnien-Herzegowina kaum mehr einen Stein auf dem anderen lassen. Dass ihnen die Hauptschuld für den Krieg gegeben wird, verdanken sie vor allem den systematischen Vergewaltigungen, den unmenschlichen Lagern und »ethnischen Säuberungen«, mit denen sie die eroberten Gebiete terrorisieren. Die serbische Führung will so vollendete Tatsachen für spätere Verhandlungen schaffen. Sie setzt sich dabei mit einer Ignoranz über jegliche Menschenrechte hinweg, die in Westeuropa einen allgemeinen Aufschrei verursacht. Aber auch die kroatische und die bosnische Kriegspartei machen sich schwerer Verbrechen an der Zivilbevölkerung schuldig.

Neben dem Balkan ist das Gebiet der früheren Sowjetunion überaus anfällig für Propheten irgendeiner nationalen oder religiösen Größe. Vor allem im Kaukasus und in Zentralasien mit ihren historisch gewachsenen Streitigkeiten entstehen neue Konfliktherde: Georgien gleich mit zwei blutigen Kriegen, Aserbaidschan und Armenien mit dem Zankapfel Berg-Karabach, dazu Tadschikistan und innerhalb Russlands Nordossetien und Tschetschenien. Vor allem Tschetschenien wird Moskau später noch viel zu schaffen machen.

Chroniknet