Wohnen und Design 1993:
»Farbe bekennen« – so lautet die Aufforderung der Möbeldesigner und Innenarchitekten an ihre dem Neuen aufgeschlossenen Kunden. Bunte Holzmöbel, teilweise in gewagten Kombinationen, bestimmen zunehmend das Programm innovativer Hersteller, ein Trend, der sich 1993 weiter ausbreitet. Auch bei zahlreichen Wohn-Accessoires wie Geschirr, Gläsern, Teppichen und Vorhängen ist die Farbe ein wesentliches Gestaltungselement. Leuchtend rote Bezüge für Sofas und Sessel, wie sie etwa von der Firma Molteni angeboten werden, setzen in den Wohnlandschaften deutliche Akzente. Kombiniert mit farbenfrohen Lampen, Teppichen, Vitrinen etc. geben sie den Räumen eine optische Ausgelassenheit, die an das lebendige Treiben in südlichen Ländern denken lässt. Beliebtes Material ist Holz, das durch die Farbgebung alle Biederkeit abstreift.
Viele Innenarchitekten arbeiten mit starken optischen Gegensätzen, um den von ihnen gestalteten Räumen Spannung zu verleihen. So werden u. a. grellfarbene Sitzgruppen in eine ansonsten schwarz-weiß gehaltene Umgebung platziert, um möglichst große Kontrastwirkungen zu erzielen. Die Unterhaltungselektronik ist ein Gebiet, auf dem Designer sich immer wieder versuchen. Technische Spitzenleistungen sollen dabei in ein exklusives Design verpackt werden. So lässt die Firma Audiodata ihre Hochleistungslautsprecher mit einem mehrfarbigen, strukturierten Lackanstrich versehen, der die optische Eleganz der schmalen Boxen noch unterstreicht. »Wohin mit den CDs?«, eine Frage, auf die der Designer Frank Hendrix nicht länger mit dem Hinweis auf mehr oder minder langweilige CD-Fächer-Türme reagieren will. Bei seinem Objekt bilden die einzelnen CD-Fächer einen eleganten Bogen, der an eine Harfe, für Hendrix »das schönste Instrument in jedem Orchester«, erinnern soll.
Auch Geschirr und Gläser werden von den Designern zunehmend farbig gestaltet. Verspielte Formen, wie sie etwa der US-Amerikaner Hilton McConnico oder der Tscheche Bofek Sipek bevorzugen, verleihen den Glaskollektionen etwas Clowneskes, das die Stimmung auch unabhängig vom Alkoholgehalt des jeweiligen Getränks heben mag.
Der Wiener Franciscus Breuss stellt z. T. grellfarbige Teppiche vor, deren Gestaltung häufig an die Werke moderner Kunst, etwa an die farbkräftigen Bilder Willem de Koonings, erinnern. Seine Teppiche, die auch für weniger Betuchte erschwinglich bleiben sollen, setzen in den Räumen kräftige Farbakzente und können besonders wirkungsvoll mit entsprechend farbig gestalteten Möbeln kombiniert werden.
Dem Design mehr Fröhlichkeit zu geben, ist die erklärte Absicht von drei süditalienischen Formgestaltern, die mit ihren Entwürfen einige Aufmerksamkeit erregen. Sie bedienen sich dabei betont schlichter Formen, mediterran-kräftiger Farben und mitunter humorvoller Details. Als Material verwenden Luca della Pina, Guido Casciaro und Francesco Spada zumeist leichtes Buchenholz, das den von ihnen gestalteten Tischen, Betten oder Stühlen eine zusätzliche Wärme verleiht.
Zu den vielversprechenden Newcomern der internationalen Möbel-Design-Szene gehört unter anderen der US-Amerikaner Marc Newson, der mit seinen von prallrunden Formen bestimmten Entwürfen auf internationalen Möbelmessen für Aufsehen sorgt. Seine Sessel und Sofas wecken Assoziationen an Organisches und laden zu entspanntem Sitzen ein.
Zu den international renommiertesten deutschen Designern zählt seit Jahren Peter Maly. Seine neuen Schränke und Tische zeichnen sich u. a. durch geschwungene Formen aus. Einige Schrankwände bilden regelrechte »Raumwellen«. Viele seiner Entwürfe, die zumeist in Handarbeit aus erlesenem Material, häufig Ahorn- und Birnbaumholz, hergestellt werden, gibt es nur in limitierter Auflage zu entsprechend hohen Preisen.