Auto und Verkehr 1993:
Das Jahr ist durch einen weltweiten Produktionsrückgang in der Autoindustrie um 3,2% gekennzeichnet. Dieser wirkt sich jedoch nur bei den europäischen und japanischen Herstellern mit je rd. 15% negativ aus, während die USA einen Zuwachs von 10% verzeichnen können. Spitzenreiter ist hier die Chrysler-Gruppe mit 20,1%. Die Zuwachsraten anderer Länder liegen noch höher: in Polen und China bei je 53%, Brasilien 37,9%, Indien und Türkei je 31%.
Japan bleibt mit 8,4 Mio. produzierten Fahrzeugen an erster Stelle vor den Vereinigten Staaten (7 Mio.) und Deutschland (3,5 Mio.). Nach Frankreich und Spanien folgt Südkorea auf Rang sechs. Die Ford-Gruppe kann sich nach General Motors wieder auf dem zweiten Platz vor Toyota etablieren. Bei den nicht zu den großen Gruppen zählenden Marken führt die russische Firma Lada mit 680 000 produzierten Einheiten vor BMW und Mercedes-Benz.
Der dramatische Rückgang in der japanischen Produktion ist im Wesentlichen auf den nachlassenden Preisvorteil zurückzuführen sowie die nicht mehr so ausgeprägte technische Innovationsfähigkeit der japanischen Industrie. So wurde beispielsweise die Entwicklung zukunftsträchtiger Dieseltechnik in Japan vernachlässigt.
Die Zulassungszahlen in Deutschland nehmen um 17,54% gegenüber 1992 ab. In den Verlust teilen sich deutsche Fabrikate und Importe gleichermaßen. Bei den Importfahrzeugen hält Renault seine führende Position.
Mit dem Nissan Micra stellt Japan das »Auto des Jahres« vor. Das zeigt die zunehmende Bedeutung der Kleinwagenklasse, die allein die angestrebten Verbrauchs- und Schadstoffminderungen erbringen kann. Aus diesem Grund wächst auch die Zahl der Designstudien für Kleinstwagen mit teilweise nur zwei Plätzen. Renault setzt mit dem Kleinwagen Twingo, mit dem die »Einvolumenkarosserie« – d. h. ohne erkennbare Motor- und Kofferräume – in den Personenwagenbau eingeführt wird, ein Zeichen. Bei einer Gesamtlänge von nur 3,4 m bietet dieses Fahrzeug optimale Raumausnützung und Sitzplätze für vier Personen. Die Ausstattung mit nur zwei Türen und Heckklappe sowie die Beschränkung auf nur ein Motorenmodell (1,1 l; 55 PS) zeigen, dass bewusst auf einen kostenträchtigen Variantenreichtum verzichtet wurde.
Auf dem als Zukunftsmarkt angesehenen Sektor der Großraumlimousinen (Mini-Vans) stellen Peugeot/Citroën und Fiat/Lancia eine Gemeinschaftsentwicklung vor, die in einem französischen Werk für alle vier Unternehmen hergestellt wird. Hiermit wird eine Tendenz deutlich, die zuvor schon bei den Gemeinschaftsproduktionen japanischer und US-amerikanischer Unternehmen für den US-Markt praktiziert wurde.
Der wachsenden Nachfrage nach kleinen, preisgünstigen Cabriolets und Coupés wird mit zahlreichen Studien auch von europäischen Herstellern Rechnung getragen, von den sicherlich einige realisiert werden dürften.
Die Marke MG feiert innerhalb der Rover-Gruppe Wiederauferstehung: Mit dem Roadster MG-RV 8 knüpft man an Traditionen an. In Brasilien wird nach mehrjähriger Unterbrechung die Produktion des legendären VW Käfers (dort Fusca genannt) wiederaufgenommen. Das neue Modell Ford Mondeo wird für den weltweiten Markt konzipiert und kann stilistisch als »neue Klasse« spezifiziert werden, da es eine deutliche Tendenz zu runderen Formen erkennen lässt. Es bleibt abzuwarten, ob diese neue Form zu Nachahmungen führen wird.
Mercedes-Benz präsentiert die neue C-Klasse als Grundversion, die allerdings bei der Motorisierung bis in die obere Mittelklasse vorstößt (C 280).
Der Dieselmotor wird auf dem deutschen Markt durch eine unter Umweltgesichtspunkten schwer verständliche Steuergesetzgebung benachteiligt und kann deshalb nur geringe Steigerungsraten verzeichnen. Frankreich behauptet hier die Spitzenposition.