Die Internationale Arbeitsorganisation sagt Extremformen der Kinderarbeit den Kampf an

Politik und Gesellschaft 1998:

Schätzungen der UNO zufolge gehen derzeit etwa 300 Mio. Kinder unter 15 Jahren regelmäßig einer Arbeit nach, die ihrer Gesundheit und ihrer seelischen Entwicklung schadet.

Nachdem ein 1973 geschlossenes Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einer Unterbehörde der UNO mit Sitz in Genf, zur Kinderarbeit nur von 59 der 174 ILO-Mitgliedstaaten ratifiziert worden ist und damit nicht in Kraft treten konnte, berät die Behörde 1998 ein Übereinkommen zur Vermeidung der ausbeuterischen Kinderarbeit, das 1999 verabschiedet werden soll. Da es sich auf die extremsten Formen der Kinderarbeit beschränkt, wird es – so die Hoffnung der ILO – mehr Resonanz finden. Als ausbeuterische Kinderarbeit gilt:

  • die Schuldknechtschaft von Kindern, eine moderne Form der Sklaverei: Durch den Verkauf der Arbeitskraft ihrer Kinder tragen die systematisch von den Arbeitgebern in die Verschuldung getriebenen Eltern ihre Verpflichtungen ab,
  • die sexuelle Ausbeutung von Kindern: Dazu gehört neben der Kinderprostitution auch die Mitwirkung an der Produktion pornographischer Erzeugnisse,
  • die Arbeit unter Extrembedingungen, z. B. in Bergwerkstollen, die so eng sind, dass sie Erwachsenen nicht zugänglich sind, oder im Rauschgifthandel.

Zur Unterstützung der Arbeit der ILO startet im Januar 1998 in Manila (Philippinen) ein Protestmarsch gegen Kinderarbeit, der von rd. 700 Organisationen in 98 Ländern unterstützt wird. Im Februar beginnt der südamerikanische Marsch in Sao Paulo (Brasilien), im März der afrikanische in Kapstadt (Südafrika). Der Sternmarsch endet am 30. Mai in Genf.

Chroniknet