Boom in allen Segmenten

Auto und Verkehr 1999:

Die Autokonjunktur in Deutschland hielt 1999 an und bescherte der Branche ein weiteres Boomjahr. Im Juni wurde das 50-millionste Kraftfahrzeug (einschließlich Nutzfahrzeuge) in Deutschland zugelassen. Die kräftig ansteigenden Treibstoffpreise – durch Steuererhöhung und Förderdrosselung der Ölländer – haben keinen Einfluss auf Produktions- und Zulassungszahlen nehmen können.

Das 3-l-Auto bleibt das Ziel jeden Herstellers. Neben dem VW Lupo beanspruchen etliche weitere Modelle, diese Zielvorgabe zu erreichen. Aber in der Breite ist die Angebotspalette weit von ökologisch wünschbaren Ergebnissen entfernt. Besonders trifft das natürlich für die »Superautos« zu, die sich im mindestens sechsstelligen Preisbereich bewegen und aus diesem Grund die Gesamt-Ökobilanz kaum negativ beeinflussen dürften.

Immer wieder macht der Dieselmotor mit seinen Rußpartikel-Emissionen von sich reden. Dies fordert von den Herstellern aufwendige Anstrengungen der »Entschärfung«. Als Erfolg darf der Dieselmotor allerdings für sich verbuchen, dass er sich beim BMW 740d nun erstmals mit einem V-8-Aggregat mit 4 l Hubraum in der Oberklasse etabliert hat. Mercedes und Audi folgen auf diesem Weg.

Den ersten deutschen Motor mit Benzin-Direkteinspritzung stellt Audi vor. Es ist damit zu rechnen, dass er u. a. im Audi A2 zum Einsatz kommen wird, dessen Hauptmerkmal der Aluminium Space Frame sein wird. Als stärkste Limousine auf dem Weltmarkt bietet BMW den Typ M5 mit einem V-8-Zylinder (4941 ccm, 400 PS). Der schon lange totgesagte Wankel-Motor wird vom Wankel-Pionier Mazda erneut zum Einsatz gebracht.

Cabriolets können einen weiteren Zuwachs verzeichnen und bringen es in Deutschland auf einen Marktanteil von etwa 4%. Das Segment der Roadster erfreut sich nach wie vor großer Nachfrage. Die fernöstlichen Anbieter zeigen die größte Aktivität. Honda beeindruckt mit dem Modell S 2000 in traditioneller Bauweise (Motor vorn, Antrieb der Hinterräder) mit einem 2-l-Vierzylindermotor samt einem sensationellen Drehmoment von 9000 U/min und einer Literleistung von 120 PS. BMW schickt den Roadster Z8 ins Rennen, ausgerüstet mit einem V-8-Motor mit 400 PS Leistung. Bei den echten zweisitzigen Coupés gibt der Aston Martin DB 7 Vantage mit neuem V-12-Zylinder-Motor eine eindrucksvolle Vorstellung klassischen britischen Autobaus.

Besonders reich wird der Markt der Mikro- (oder Kompakt-)Vans von den Herstellern beschickt. Diese Mischung aus praxisnahem Platzangebot für Personen und Lasten bei geringen Außenabmessungen erfreut sich immer größerer Beliebtheit in Kreisen, die ein »Nutzfahrzeug« einem Prestigeobjekt vorziehen. Der Opel Zafira mit seinen vielfältigen Verwandlungsmöglichkeiten ist ein Beispiel für die Entwicklung.

In der Klasse der Geländewagen setzen sich Fahrzeuge mit weniger martialischem Habitus weiter durch, denn absolute Geländegängigkeit kann ja ohnehin nur in seltenen Fällen genutzt werden. BMW tritt mit dem Modell X5 neu in diesem Sektor auf.

Selbstverständlich warten etliche Hersteller mit Neuauflagen bewährter Modelle der letzten Jahre auf, so Ford Fiesta, VW Polo, Fiat Punto, Mercedes E-Klasse. Bei den Neuerscheinungen fällt Jaguar mit der S-Type durch klassische Formen auf. 6- und 8-Zylinder-V-Aggregate sorgen für die Motorisierung.

Die US-Hersteller Chrysler und General Motors verstärken ihre Verkaufsbemühungen auf dem deutschen Markt – Chrysler mit dem überarbeiteten Typ Neon, Cadillac mit dem Seville und der Coupé-Version Eldorado. Die in den USA erfolgreichste Fahrzeuggattung, die sog. Pick-ups, können sich in Deutschland nicht etablieren.

Chroniknet