Wohnen und Design 2003:
Ästhetisches Beharrungsvermögen paart sich beim Möbelkäufer allerdings mit dem Wunsch, technisch auf der Höhe zu sein. So sind multifunktionale Möbel, die sich erweitern, verkleinern oder verdrehen lassen, weiterhin sehr gefragt, ob nun Sessel, die mit ein paar Handgriffen zum Bett werden, oder Tische, die sich nicht nur ausziehen, sondern auch über Eck vergrößern lassen. Auch die Esstischleuchten passen sich an: Sie lassen sich strecken, wenn der Tisch größer wird, damit sie die Teller aller Gäste ausleuchten können.
Dass Möbel variabel und »intelligent« zu sein haben, ist mittlerweile fast eine Selbstverständlichkeit, und wenn dann auch noch ein besonderer Pfiff dazu kommt, erscheint die Sache preiswürdig: Die Zeitschrift »design report« etwa verleiht unter den Nachwuchstalenten – die auf der Mailänder Möbelmesse Prototypen ihrer Objekte ausstellen in der Hoffnung, einen Hersteller auf sich aufmerksam zu machen – den Preis an den in London lebenden Japaner Kazuhiro Yamanca. Er ist präsent mit einer Bodenlampe, deren Lichtquelle in den beiden Rollen eines Kabelträgers steckt, einem Acrylstuhl, dessen Sitzfläche drehbar ist und dabei die Farbe verändert, und einem »Lampenschirm«, der aus nichts weiter als einem aufgeblasenen weißen Luftballon besteht.
Die Funkfernsteuerung von Licht und Elektrogeräten setzt sich immer mehr durch, und sie wird vielfach in die Möbel integriert. So überrascht das Schrankwand-Unternehmen Trüggelmann aus Bielefeld, bisher eher für seine konservative Ausrichtung bekannt, mit einem stromführenden Aluminiumstollen, an den alle Elektrogeräte angeschlossen und per Fernbedienung ein- und ausgeschaltet werden können; auch Jalousien und Alarmanlagen lassen sich in dieses Konzept integrieren.
An einem intelligenten Teppich bastelt für den Chip-Produzenten Infineon die Ingenieurin Christi Lauterbach. Die Herausforderung besteht darin, Mikroprozessoren und Sensoren in die Unterseite des Bodenbelags so einzuweben, dass die Schaltkreise der Meterware beim Zuschnitt nicht unterbrochen werden. Ein solcher Teppich könnte z. B. eine Klimaanlage steuern oder die Alarmanlage auslösen, wenn sich unerlaubt jemand auf ihm bewegt. Denkbar wäre auch, dass vereinzelte Lichter nacheinander im Teppich aufleuchten und so in öffentlichen Gebäuden oder Kaufhäusern zum Ausgang oder zu besonderen Angeboten weisen.