Vielfalt aus der Schweiz: Das Duo Herzog & de Meuron

Vielfalt aus der Schweiz: Das Duo Herzog & de Meuron
Elbphilharmonie, By Avda (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Architektur 2003:

Das Schweizer Architekten-Duo Jacques Herzog und Pierre de Meuron, das 2000 mit dem Umbau eines alten Kraftwerks zum Museum Modern Tate in London von sich reden machte und 2001 den Zuschlag für den Bau des Fußballstadions Allianz-Arena in München erhielt, erregt auch 2003 mit einer Reihe spektakulärer Bauten und Projekte Aufmerksamkeit. Kennzeichnend für die Architektur der Baseler sind die perfekte Einpassung der Bauten in die jeweilige Umgebung und eine Symbolsprache, die den Schau- und Selbstdarstellungswünschen der Auftraggeber entgegenkommt, aber auch den jeweiligen funktionalen Aspekt nicht außer Acht lässt.

Der Prada-Shop, der nach Entwürfen von Herzog & de Meuron 2003 in Tokio fertiggestellt wird, ist nach der Urform des Hauses als Würfel mit (aufgesplitterter) Dachschräge gestaltet, dessen Außenhaut im Rhombenmuster keinen Aufschluss über die Stockwerkaufteilung im Inneren gibt. Ein faszinierender Effekt entsteht dadurch, dass in die Rhomben teils plane, teils aber nach außen oder innen gewölbte dickwandige Glasfenster eingelassen sind, die den Blick ins verschwenderisch und zugleich intim ausgestattete Innere ebenso verzerren wie umgekehrt den Blick auf die Umgebung aus dem Gebäude heraus. Assoziationen an das Zeigen und Verhüllen, das zum Spiel der Mode unbedingt dazugehört, bieten sich bei dem Haus für die Edel-Mode-Marke an.

Ganz anders kommt das »Schaulager« daher, das Herzog & de Meuron in ihrer Heimatstadt Basel für die Sammlung der Emanuel-Hoffmann-Stiftung entworfen haben. Das in einem Gewerbegebiet platzierte Gebäude, das als Depot für raumgreifende Werke zeitgenössischer Kunst fungiert und sich einmal im Jahr jeweils drei Monate lang für Sonderausstellungen dem Publikum öffnet, ist ein riesenhafter fensterloser Würfel. Die lehmbraunen Wände bestehen aus Kieseln, die mit Zement gebunden sind; anschließend wurde die Oberfläche behauen. Lediglich am Eingang haben sich die Architekten für einen weißen Anstrich entschieden. Als »archaisch-primitives Projekt« empfindet Jacques Herzog den Entwurf, den er mit de Meuron und dem chinesischen Künstler Ai Weiwei für das Stadion vorgelegt hat, in dem 2008 die Olympischen Spiele in Peking ausgetragen werden sollen. Die Schweizer und der Chinese gewinnen die Ausschreibung mit einer Sportstätte, die von einem Netz chaotisch angeordneter, ungeschlacht wirkender äußerer Streben getragen ist; sie soll in eine Hügelanlage mit Parks eingebettet werden, deren Gestaltung sich an chinesischen Tierkreiszeichen orientiert.

Elbphilharmonie, By Avda (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Elbphilharmonie, By Avda (Own work) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Noch Zukunftsmusik ist, ob Herzog & de Meurons Elb-Philharmonie am Rande der Hamburger HafenCity realisiert wird – hier hat die Politik die Entscheidung noch nicht getroffen. Dem Bau liegt ein schon auf den ersten Blick überzeugendes Konzept zugrunde: Auf dem Kaispeicher A, einem 35 m hohen Ziegelbau aus den 1960er Jahren, der dank seiner Bestimmung auf schwerste Lasten ausgelegt ist und als Parkhaus fungieren könnte, soll sich eine ihrerseits bis zu 60 m hohe Stadtkrone erheben mit einer Plaza, die einen Ausblick auf den Hafen und die Innenstadt bietet, einem Luxushotel mit 200 Betten, 31 Luxusapartments – sie werden für die Finanzierung gebraucht – und als Herzstück zwei Konzertsälen für etwa 2300 und 500 Zuschauer. Mit dem sich aufgipfelnden Dach und der zentralen Anordnung der Bühne im großen Saal weckt die Elb-Philharmonie Erinnerungen an das berühmte, von Hans Scharoun gestaltete Pendant in Berlin.

Chroniknet