Dauerthema Islamunterricht

Bildung 2006:

Bereits 1984 hat die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts als überfällig bezeichnet, doch getan hat sich seitdem wenig. Die Gründe? Zum einen heißt es, muslimische Eltern würden ihre Kinder lieber auf Koranschulen schicken, zum anderen wird darauf verwiesen, dass der Islam anders als das Christentum keine klaren hierarchischen Strukturen und Organisationen kenne, dem Staat also der Ansprechpartner fehle.

Baden-Württemberg startet einen neuen Anlauf: Mit Schuljahrsbeginn im September werden 235 Schülerinnen und Schüler der ersten beiden Grundschulklassen in einem Modellversuch nach den »Bildungsstandards Islamische Religionslehre« unterrichtet. An den zwei Schulen, in denen der Islamunterricht nach alevitischer Prägung erfolgt – zu dieser Konfession zählen insbesondere viele Kurden -, haben die Aleviten als eigenständige Religionsgemeinschaft selbst über die Lehrpläne entschieden, an den zehn Schulen mit Islamunterricht sunnitischer Prägung haben sich Vertreter verschiedener muslimischer Organisationen und des Kultusministeriums in einem langwierigen, durchaus strittigen Prozess auf die Vorgaben geeinigt.

Der auf vier Jahre angelegte Modellversuch in Baden-Württemberg unterscheidet sich von dem anderer Bundesländer insofern, als er die Bestimmung des Grundgesetzes, wonach die Religionsgemeinschaften für die Inhalte des Unterrichts selbst verantwortlich sind, sehr ernst nimmt. Anderswo ist man bei der Erstellung der Lehrpläne einfach den Empfehlungen und Vorgaben staatlicher Stellen, z. B. der türkischen Konsulate in Deutschland, gefolgt. Niedersachsen, wo 2006 in einem Modellversuch an 19 Grundschulen Islamunterricht gegeben wird, will nun ebenfalls muslimische Glaubensgemeinschaften in Zukunft an Lehrplänen und der Lehrerausbildung beteiligen.

Chroniknet