Stummelfinger und Luxusdampfer

Stummelfinger und Luxusdampfer
Hearst Tower (New York City). By User:Alsandro (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Architektur 2006:

Hearst Tower (New York City). By User:Alsandro (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Hearst Tower (New York City). By User:Alsandro (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Mehr Lorbeeren heimsen auch 2006 wieder spektakuläre Bürobauten ein. Der Brite Sir Norman Foster, in Deutschland vor allem mit »Aus Alt mach Neu«-Projekten wie der Berliner Reichstagskuppel oder dem 2006 abgeschlossenen renovierenden Umbau des Dresdner Hauptbahnhofes präsent, vollendet in diesem Jahr sein erstes Gebäude in den USA, und das gleich im Herzen New Yorks. Auf dem sechsstöckigen Sockel des in den 1920er Jahren für Medienzar William Randolph Hearst errichteten Hearst Magazine Building hat er ein »grünes«, d. h. dem ökologischen Bauen verpflichtetes Hochhaus mit 47 Stockwerken gesetzt. Es entspricht als – nach den in Manhattan gültigen Maßstäben – Bau mittlerer Höhe ganz dem Zeitgeist, denn spätestens seit dem 11. September 2001, als die Zwillingstürme des World Trade Centers einstürzten, gelten Höhenrekorde bei Wolkenkratzern in den USA als degoutant. Kleiner Schönheitsfehler: Sowohl von nahem als auch beim Blick aus der Ferne vom Westufer des Hudsons erscheint das Gebäude von den Proportionen her zu kurz geraten, und auch das Waffelmuster über der Glasfassade wirkt ein wenig mechanisch.

Mit drei Glasfassaden prunkt das Bürogebäude – echt hanseatisch: Kontorhaus – mit dem Namen »Dockland«, das die Architektengemeinschaft Bothe Richter Teherani in Hamburg-Altona auf einer eigens aufgespülten, gut 50 m langen Landzunge in die Elbe hinausgebaut hat – ein Wagnis auch unter Aspekten des Küstenschutzes. Noch gewagter erscheint die Großform des Gebäudes, das wie ein Schiffsbug frei aufs Wasser hinausragt. Doch die Hamburger, denen auf dem ebenfalls schrägen Heck eine riesige Freitreppe mit Blick auf den Geesthang zur allgemeinen Verfügung steht, nehmen das Projekt begeistert an, bildet es doch einen weiteren Baustein in der seit Jahren verfolgten Aufwertung des Hafenrandes.

Chroniknet