Experimente einst und jetzt

Oper und Operette 2008:

Ernst Krenek war einer der experimentierfreudigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts, doch die Zeitumstände verhinderten, dass seine Werke die verdiente Anerkennung fanden. Von seinen über 20 Opern war lange nur »Johnny spielt auf« bekannt, nach und nach kommen nun auch andere Werke des Österreichers auf die Opernbühnen. Bei den Bregenzer Festspielen im Sommer 2008 wagt sich Regisseur Uwe Eric Lauffenberg an »Karl V.«, ein Auftragswerk der Wiener Staatsoper, dessen Premiere 1934 durch den stärker werdenden Einfluss der Nationalsozialisten hintertrieben wurde – Krenek galt als »Kulturbolschewist«. Die Zwölftonoper spannt einen packenden Bogen europäischer Geschichte, der in seinen Ambitionen gescheiterte Kaiser Karl V. lässt im Traum Episoden seines Lebens Revue passieren. Bregenz präsentiert sogar noch ein zweites Krenek-Stück, den als »Satire mit Musik« umschriebenen »Kehraus zum St. Stephan« von 1930 (uraufgeführt 1990 in Wien).

Die Münchner Biennale für zeitgenössisches Musiktheater hat 1988 Hans Werner Henze ins Leben gerufen; auch nach 20 Jahren präsentiert sich das Festival noch als offene und experimentierfreudige Bühne für den Opernnachwuchs. 2008 steht die inzwischen von Peter Ruzicka geleitete Biennale unter dem Motto »Fremde Nähe«. Besonders zwei Uraufführungen fallen ins Ohr und ins Auge. Klaus Lang reduziert für seine »Architektur des Regens« Text, Klang und Bilder auf ein Minimum. Das Libretto ist dem rituellen japanischen No-Theater abgewonnen. Auf seiner Homepage erläutert der Komponist: »Oberfläche – leise, mikrotonal, geräuschhaft, lang. Mich interessiert die nicht wahrnehmbare Veränderung. Die Gleichzeitigkeit von Fließen und Erstarrtsein.« – »Arbeit Nahrung Wohnung« nennt Enno Poppe seine »Bühnenmusik für vierzehn Herren«. Seine Hauptfiguren Robinson und Freitag (bekannt aus dem Roman »Robinson Crusoe« von Daniel Defoe) werden in ihrer fragmentierten Interaktion auf der Bühne von drei musikalischen Vierergruppen begleitet – einem Vokalquartett, einem mikrotonalen Keyboarder- und einem Percussion-Quartett.

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