Klimafreundliches bauen

Architektur 2009:

Etwa 40% des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes, der für den Treibhauseffekt und damit für die globale Erwärmung verantwortlich ist, stammen von Wohnhäusern und Bürobauten. Angesichts dieses Zusammenhangs erlebt das nachhaltige, energieeffiziente Bauen einen gewaltigen Boom. Auf ein ganz einfaches Konzept – auf das man aber erst einmal kommen muss – setzt der US-Bundesstaat Kalifornien. Eine Novellierung der Bauordnung von 2009 bestimmt, dass auf alle Neubauten »Cool Roofs« gesetzt werden müssen, also Dächer, die möglichst hell sind. Weiße Dächer und Straßen können, so die jüngste Erkenntnis, einen gewaltigen Beitrag zur Verlangsamung der Erderwärmung leisten. Wie von den Gletschern an den Polen bekannt, wirft Weiß die Sonnenstrahlen zurück ins All, die sonst die Erde aufheizen würden (»Albedo-Effekt«), hinzu kommt, dass die damit ausgestatteten Häuser kühler sind – ein erwünschter Effekt in heißen Regionen der Erde, weil Klimaanlagen dann weniger Energie verbrauchen.

Ein Beispiel für nachhaltiges Bauen in Deutschland sind die Cologne Oval Offices, entworfen und entwickelt von dem Münchner Unternehmen MEAG, die offiziell in die Liste des Green-Building-Programms der EU-Kommission aufgenommen worden sind. Der meandernde Komplex von Bürobauten am Kölner Gustav-Heinemann-Ufer setzt zur Klimatisierung – sommers wie winters – nahezu ausschließlich auf regenerative Energien und nutzt den benachbarten Rhein als Kühlquelle. Auch durch einen »Sonnenstandswächter« auf dem Dach, bewegliche Sonnenschutzklappläden, die zugleich die Fassade der ansonsten recht anspruchslos gestalteten Gebäude beleben, und die Innenbeleuchtungen, die an das einfallende Tageslicht gekoppelt sind, erweist sich das Ensemble als vorbildlich in Sachen Energiesparen.

Das direkt an der Elbe in der Hamburger Hafencity gelegene Unilever-Haus ist ökologisch noch ausgetüftelter: Es ist komplett fensterbelüftet (sofern nicht am Terminal nebenan gerade ein Kreuzfahrtschiff mit seinem Dieselmotor die Luft verpestet), mit Solarzellen und wasserfreien Urinalen ausgestattet und verfügt über ein stringentes Konzept der Brauchwasserverwendung. Darüber hinaus überzeugt der Bau des Stuttgarter Büros Behnisch Architekten auch ästhetisch. Durch einen gebrochenen Ring aus siebengeschossigen Büroriegeln ist ein öffentlich zugängliches Atrium entstanden, in dem im Erdgeschoss Läden die Hausmarken des Lebensmittelkonzerns präsentieren.

Von diesem Marktplatz aus eröffnet sich dem Besucher der Blick in eine freundliche Arbeitswelt für die hier beschäftigten 1200 Personen: Sie sitzen in Großraumbüros bei reichlichem Tageslicht, führen Besprechungen in Laubengängen mit bunten Sitzgruppen durch und können über filigrane Brücken und abwechslungsreich gestaltete Treppenhäuser in andere Trakte oder Stockwerke gelangen. Dank grasgrüner Schallschutzplatten geht es in dieser offenen, transparenten Stadt der Büroarbeit zudem erstaunlich leise zu.

Chroniknet