Seegurken und Lotosblätter

Wissenschaft und Technik 2009:

Dem Biochemiker Chris H. Weder an der Universität von Cleveland, Ohio, ist es gelungen, einen organischen Mechanismus nachzubauen, den Mitglieder der Stachelhäuterfamilie der Seegurken anwenden, wenn sie angegriffen werden. Sie können in solchen Fällen ihre an sich flexible, weiche Haut in Sekundenbruchteilen in einen starren Panzer verwandeln, der später von selbst wieder erweicht. Das Prinzip beruht dabei auf einem Kompositmaterial, bei dem feine Fibrillen in eine elastische Matrix eingelagert sind. Im Falle eines Schocks scheiden die Seegurken eine chemische Substanz aus, die vorübergehend zu einer schlagartigen Verbindung der Fibrillen untereinander führt. Chris H. Weder ist es gelungen, diesen Mechanismus mit starren Zellulosefasern in einer elastischen Matrix aus Ethylenoxid-Epichlorhydrin-Copolymer nachzubilden. Anwendung finden soll das Prinzip bei Elektroden, die in die Großhirnrinde von Parkinsonpatienten implantiert werden, dort aber bisher wegen ihrer Materialstarre chronische Traumata auslösen. Weders Elektroden lassen sich starr implantieren, erweichen danach aber von selbst.

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