Vermaledeite Achsen

Verkehr 2009:

Seitdem im Juli 2008 in Köln ein ICE entgleiste, stehen die Waggons der Deutschen Bahn unter verschärfter Kontrolle – was nicht zum Nulltarif zu haben ist. Auf Anordnung des Eisenbahnbundesamtes (EBA) müssen die Waggons aller ICE-3-Züge nicht mehr nur alle 300 000 km, sondern alle 30 000 km gewartet werden, und seitdem die Bahn selbst im Herbst 2008 an den Achsen eines ICE-T-Zugs Risse entdeckte, wurden die EBA-Auflagen auch auf diese ausgeweitet. Für die Bahn bedeutet das den Kauf neuer Ultraschallanlagen, die Schulung weiterer Mitarbeiter und Zugausfälle. Die Kosten belaufen sich nach Schätzungen auf einen dreistelligen Millionenbetrag.

Die Staatsanwaltschaft Köln stellt im Juli 2009 die Ermittlungen gegen die Deutsche Bahn ein. Sie geht davon aus, dass der dann ein Jahr zurückliegende Unfall nicht auf Versäumnisse bei dem Verkehrsunternehmen, sondern auf Mängel bei der Produktion der Achse im Jahr 2000 zurückzuführen ist. Allerdings kann die Staatsanwaltschaft bei den Herstellern Bombardier und Siemens kein »grob fahrlässiges Verhalten« erkennen. Die Hoffnung der Bahn, mit juristischen Mitteln Regressansprüche gegen sie durchzusetzen, ist daher wenig begründet. Im Oktober einigen sich Bahn und Hersteller darauf, an allen 67 betroffenen ICE-Zügen die Achsen auszutauschen, doch das kann sich Jahre hinziehen, weil die entsprechenden Teile erst noch entwickelt werden müssen. Wer die Kosten dafür trägt, bleibt zunächst offen.

Auch das »S-Bahn-Chaos« in Berlin – ab Juli fährt monatelang nur jeder dritte oder gar nur jeder vierte Zug – ist teils auf Sicherheitsmängel an den Zugachsen, zum anderen aber auf massive Probleme bei den Bremszylindern zurückzuführen. Hier hat offenbar die Bahn selbst die Wartung, wohl auch aus Kostengründen, vernachlässigt.

Chroniknet