Bürgerkrieg in Libyen und Tod von Muammar al-Gaddafi

Politik und Gesellschaft 2011:

Flüchtlinge an der libysch-tunesischen Grenze (7. März 2011), By Magharebia [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Flüchtlinge an der libysch-tunesischen Grenze (7. März 2011), By Magharebia [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Mitten im Arabischen Frühling, einer Serie von Aufständen und Revolutionen in arabisch geprägten Staaten, entwickelt sich in Libyen ein Bürgerkrieg. Auslöser für die internen Anspannungen sind Demonstrationen gegen die autoritäre Führung des amtierenden Diktators Muammar al-Gaddafis, der mitsamt seines Familien-Clans weite Teile des Landes kontrolliert. Das rigorose und von Gewalt geprägte Vorgehen gegen politische Konkurrenten und regierungskritische Kundgebungen mündet am 17. Februar 2011 in einem militärischen Konflikt. Regierungsmitglieder und Angehörige offizieller Militärs wechseln zum Teil die Seiten und sorgen für eine tiefe Spaltung innerhalb der Führungsriege. Durch die Machtverschiebung und Vereinigung der unterschiedlichen, revolutionären Strömungen wird der Nationale Übergangsrat im östlichen Bereich des Landes eingerichtet. Im Laufe der Wochen verschärft sich auch aufgrund sehr erfolgreicher Aktionen der Rebellen der Konflikt auf drastische Weise. Mithilfe von Bodentruppen und Luftschlägen bringen Anhänger Gaddafis unter hohen Opferzahlen in der Zivilbevölkerung wichtige Orte erneut in ihre Gewalt. Berichte über Gräueltaten, willkürliche Todesfälle in der Bevölkerung durch Heckenschützen und eine in Bedrängnis geratene Opposition bringen das Fass zum Überlaufen. Am 17. März legt der UN-Sicherheitsrat mit der Resolution 1973 das Fundament für eine international gestützte Intervention zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung. Eine Blockade von Luft- und Seeräumen schränkt das libysche Militär in seinen Möglichkeiten stark ein. Luftangriffe von hauptsächlich US-amerikanischen sowie französischen Kampffliegern gegen strategische Einrichtungen ermöglichen den Rebellen infolge die Einnahme westlicher Städte.

Sieg über Gaddafi legt Grundstein für neue Rivalitäten

Muammar al-Gaddafi beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union 2009. By U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Jesse B. Awalt/Released [Public domain], via Wikimedia Commons

Muammar al-Gaddafi beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union 2009. By U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Jesse B. Awalt/Released [Public domain], via Wikimedia Commons

Nach dem Fall der Hauptstadt Tripolis im August 2011 ergreift der gestürzte Muammar al-Gaddafi die Flucht und verbirgt sich wochenlang in seinem Heimatort Sirte vor dem Zugriff der gegnerischen Streitkräfte. Nach anhaltenden Auseinandersetzungen erlangen Truppen der Rebellen am 20. Oktober die Kontrolle über den Ort. Dort wird der Diktator von örtlichen Milizen nach einem Bombardement von NATO-Streitkräften gestellt und in Gewahrsam genommen. Kurze Zeit später verstirbt der angeschlagene Despot unter unklaren Umständen. Gerüchten zufolge ist eine Schussverletzung im Kopf nach einer weiterem Kampf zwischen den verfeindeten Parteien Grund für den Tod. Andere Quellen berichten hingegen von einem Racheakt aufgebrachter Kämpfer gegenüber dem ehemaligen Staatschef. Neben Muammar verliert auch dessen vierter Sohn, Mutassim Gaddafi, noch am selben Tag das Leben. Zweifelsfreie Erklärungen über die genauen Todesumstände bleiben von offizieller Seite aus. Am 23. Oktober verkündet der Übergangsrat den Sieg über die ehemalige Herrschaft des Gaddafi-Clans. Die Opferzahlen gefallener Soldaten auf beiden Seiten belaufen sich zum Zeitpunkt des Kriegsendes nach ersten Schätzungen auf ungefähr 10000 bis 50000 Menschen. Der Triumph der Revolutionäre wehrt allerdings nur kurz. Ein Großteil der Revolutionsbrigarden kann sich nicht auf eine Zusammenarbeit mit dem Nationalen Übergangsrat verständigen und ebnet damit einem neuen, militärischen Konfliktszenario den Weg.

Chroniknet