Die Deutsche Allgemeine Zeitung (oft als DAZ abgekürzt) war eine deutsche Zeitung, die zwischen 1861 und 1945 erschien.

Bis 1918 hieß der Titel der Zeitung Norddeutsche Allgemeine Zeitung. Obwohl Wilhelm Liebknecht, einer der Gründer der SPD und enger Mitarbeiter von Karl Marx und Friedrich Engels, 1861 Mitglied der Gründungsredaktion war, wurde die Zeitung bald zu einem konservativen Aushängeschild der deutschen Presse (“Bismarcks Hauspostille”). Am Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Name in “Deutsche Allgemeine Zeitung” geändert, um eine konservative und doch demokratische Entsprechung zur britischen Zeitung The Times in Deutschland zu schaffen und dem Reich ein demokratischeres Image zu verleihen. Verschiedene liberale und konservative Schriftsteller arbeiteten zu dieser Zeit für das DAZ, Otto Flake war Leiter der Kulturabteilung (in deutschen Zeitungen “Feuilleton” genannt), Leute wie der Historiker Egmont Zechlin, der deutsch-türkische Journalist Dr. Friedrich Schrader und sein Schweizer Kollege von Konstantinopel Max Rudolf Kaufmann arbeitete für die Zeitung.

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1920–1933: Ära Stinnes und „Ruhrlade“: rechtskonservatives Sprachrohr der Schwerindustrie
1920 bis 1924 war Hugo Stinnes (Industrieller und Reichstagsabgeordneter der DVP) Eigentümer der DAZ, nachdem die Erben des Verlegers Hobbing verkauften. Er setzte zunächst den Regierungssprecher Rudolf Cuno als Chefredakteur ein, als Verlagsleiter wurde der ehemalige Marineattaché in der Türkei Hans Humann eingesetzt, der als erste Amtshandlung den bisherigen stellvertretenden Chefredakteur, den Schweizer Max Rudolf Kaufmann, ein alter liberaler Widersacher aus den gemeinsamen Tagen in Konstantinopel, hinauswarf.Otto Gysae, Schriftsteller und wie Humann deutschnational und ehemaliger Marineoffizier, arbeitete von 1920 bis 1923 als Leiter des Feuilletons als Nachfolger des liberalen Flake. Von 1922 bis 1925 leitete der ehemalige SPD-Reichstagsabgeordnete Paul Lensch die Redaktion, der vorher bereits die außenpolitische Redaktion geleitet hatte und von 1914 bis 1918 zur Lensch-Cunow-Haenisch-Gruppe in der SPD und zum Kreis um Alexander Parvus (1910–1914 wirtschaftspolitischer Berater der Jungtürken in Konstantinopel) gehört hatte. In dieser Zeit begab sich das Blatt auf einen immer konservativeren Kurs und wurde Ende 1922 sogar kurzzeitig verboten, da es angeblich den Kapp-Putsch unterstützt hatte. Der Chefredakteur Lensch – ein ehemaliger SPD-Parteilinker im Umfeld von Rosa Luxemburg – wurde aus der SPD ausgeschlossen. Nach dem Tode von Lensch 1925 wurde Fritz Klein Chefredakteur.

Mitte August 1925, am Anbeginn des Niederganges des Stinnes-Imperiums, wurde die Zeitung zusammen mit der Norddeutschen Buchdruckerei- und Verlags AG für 3 Millionen Mark an ein Berliner Konsortium angeführt vom Papierindustriellen Walter Salinger und dem demokratischen Reichstagskandidaten und früheren nationalliberalen Abgeordneten August Weber verkauft. Es wurde in der „Rechtspresse“ befürchtet, dass „‚nationalen‘ Kreisen“ die Macht über dieses „wichtige Organ“ entgleiten könne, wenngleich versichert wurde die politische Richtung der Zeitung beizubehalten. Schließlich schwenkte die DAZ mehr und mehr auf einen rechtskonservativ-antirepublikanischen Kurs ein, ähnlich wie Teile der bürgerlichen Mitte im Umfeld der DVP. Das verstärkte sich nach dem Ableben Gustav Stresemanns 1929. Ende der zwanziger Jahre wurde sie zum Sprachrohr der Ruhrlade, eines elitären Clubs der wichtigsten Ruhrindustriellen, der die Aktienmehrheit der DAZ erworben hatte. In der Spätphase der Republik stützte das Blatt die Politik des Reichskanzlers Brüning.

Diktatur
1933 erfolgte ein kurzzeitiges Verbot wegen eines Artikels, der Hitler in Rage gebracht hatte. Die Besitzer der DAZ trugen Karl Silex den Posten des Chefredakteurs an, den dieser bis 1943 wahrnahm. In den folgenden Jahren versuchte Silex die rechtskonservative Haltung des Blattes beizubehalten und so ein Minimum an Eigenständigkeit gegenüber den Nationalsozialisten zu sichern. De facto bedeutete dies jedoch, dass selbst geringfügige Abweichungen von den Sprachregelungen des Propagandaministeriums drastische Sanktionen nach sich zogen – personelle Konsequenzen, mehrfach auch mehrtägige Publikationsverbote. So intervenierte Adolf Hitler 1938 persönlich wegen eines Berichts des Londoner Korrespondenten Carl Erdmann Graf Pückler über Kriegsvorbereitungen in London, da dieser der offiziellen Linie – Herausstellung der Godesberger und Münchner Konferenz sowie der Appeasement-Politik des britischen Premiers Arthur Neville Chamberlain – widersprach.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wuchs auch der Druck auf die Redaktion der DAZ. Mehrere Redakteure und freie Mitarbeiter waren jedoch auch für die neu gegründete Zeitung Das Reich tätig, mit der das Propagandaministerium ein Gegengewicht zu englischen Nachrichtenmagazinen wie dem Observer etablieren wollte. 1943 ging Silex aus Protest gegen die Gängelung durch das Propagandaministerium zur Kriegsmarine und Otmar Best übernahm bis zu seiner Entlassung im März 1945 die Leitung der Redaktion. Als eine der letzten Berliner Zeitungen erschien die DAZ noch bis zum 24. April 1945.