Der Automobilverkehr hat einen derartigen Umfang erreicht, dass er beginnt, eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darzustellen. Das Hauptproblem ist die Kontrolle der Geschwindigkeit. Zwar wurden per Gesetz Höchstgeschwindigkeiten festgesetzt - z. B. 25 km/h innerhalb Berlins -, doch erweist sich diese Vorschrift als wirkungslos, da weder die Fahrer wissen, wie schnell sie fahren, noch die Polizei ein sicheres Mittel in der Hand hat, die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs zu beurteilen.
Dabei werden mit Autos immer höhere Geschwindigkeiten erzielt: Der 200 PS starke »Blitzen-Benz«-Rennwagen stellt am 16. März in Daytona in den USA mit 228,1 km/h einen Rekord auf. Die Firma Benz, die bisher keinen Wert auf Geschwindigkeitsrekorde gelegt hatte, reagiert damit auf die Tatsache, dass sich im Kampf um Kunden Rennsiege durch höhere Umsätze bezahlt machen. Diese Reaktion zeigt, dass sich deutsche Automobilhersteller stärker mit den Märkten im Ausland beschäftigen und allmählich auch auf Export setzen, während sie bisher auf die deutschen Verhältnisse mit einem ausgedehnten Netz von gepflegten und gut gepflasterten Straßen eingerichtet waren. Aufsehen erregt deshalb bei den deutschen Autofabrikanten die Lieferung von 50 Motorwagen einer britischen Firma an die Republik Costa Rica.
Doch werden die Autos nicht nur schneller und stärker, das Automobil sichert sich ständig neue Anwendungsbereiche. Noch vor kurzer Zeit hatten es die Automobilhersteller abgelehnt, Motorwagen für schlecht oder nicht gepflasterte Straßen zu bauen. Nun werden auch für diesen Zweck Maschinen geschaffen, die an Betriebssicherheit den Transport mit Pferden in den Schatten stellen. Während noch 1906 Sachverständige geäußert hatten, dass die Verwendung benzingetriebener Explosionsmotoren einem automobilen Feuerwehrbetrieb für alle Zeiten widersprechen müsse, sind nun in allen Industriestaaten Feuerwehrspritzenwagen mit Benzinmotoren in Gebrauch.
Noch keine Konkurrenz für den Benzinmotor als Autoantrieb stellt der Dieselmotor dar, der in diesem Jahr erstmals in einen Kraftwagen eingebaut wird. Rudolf Diesel erhielt das Patent auf einen Verbrennungsmotor, der ohne Zündkerzen mit Selbstzündung des Treibstoffs arbeitet, bereits im Jahr 1892. Nach einem 1898 durch geschäftliche und patentrechtliche Probleme verursachten Nervenzusammenbruch konnte Diesel jedoch erst wieder ab 1908 - nach Ablauf der Patentfristen - an der Weiterentwicklung des Motors arbeiten. Der Dieselmotor hat gegenüber dem Otto-Motor drei entscheidende Vorteile: Er ist robuster, weil er aus weniger Teilen besteht; er ist in der Lage, Schweröl zu verbrennen, das wesentlich billiger ist als Benzin; und er hat einen besseren Wirkungsgrad. Der Dieselmotor kommt nicht nur ohne elektrische Zündanlage aus, er benötigt auch keinen Vergaser. Wie der Otto-Motor arbeitet er in vier Takten. Im zweiten Takt wandert der Kolben nach oben und verdichtet die Luft derart stark, dass sie sich auf bis zu 900° C erhitzt. In diese Heißluft wird Treibstoff eingespritzt, der sich entzündet und im dritten Takt den Kolben zurücktreibt.