Mit der Einbeziehung der Frauen in die Aus- und Weiterbildung geht es nur langsam voran. Für Knaben zwischen 14 und 18 Jahren besteht im Deutschen Reich eine Fortbildungspflicht, für Frauen gibt es keine solche Regelung. Dennoch schaffen immer mehr Frauen den Weg zu einer Ausbildung und damit in die berufsbildenden Schulen. In den kaufmännischen Schulen Preußens werden unter 64 761 Schülern 7856 Frauen (12,2%) registriert.
Dort, wo Frauen selbst die Initiative ergreifen können und nicht auf gesetzliche Festschreibungen angewiesen sind, nehmen sie ihre Bildungschancen wahr. An den Arbeiter-Unterrichtskursen z. B. beteiligen sich im Wintersemester 1910/11 rund 10% Frauen.
Von den im Sommersemester 1910 an deutschen Hochschulen immatrikulierten Studierenden (554 549 ohne Gasthörer) sind nur 2138 oder 3,9% weiblich. Im Wintersemester 1910/11 sind von 55 276 Studierenden 2419 oder 4,4% weiblich. Max Rubner richtet in seiner Antrittsvorlesung als Rektor der Berliner Universität eine Warnung an »Elemente« unter den Studierenden, deren geistiger Horizont nicht dem »geistigen Militärmaß« entspricht. Eine einzige Frau wird im Oktober 1910 anlässlich der 100-Jahr-Feier der Berliner Universität zum Ehrendoktor ernannt: Cosima Wagner avanciert zwei Jahre, nachdem sie die künstlerische Leitung der Bayreuther Festspiele übernommen hat, zum Dr. phil. h. c.