Die Architektur steht weiter unter dem Zeichen des Pomps der wilhelminischen Kunst, immer größere Bedeutung gewinnt daneben der Neoklassizismus.
Dieser neuerliche Rückgriff auf den formstrengen Klassizismus - in Deutschland namentlich Schinkelscher Prägung - ist nicht einfach die Fortsetzung des Eklektizismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts, sondern der Versuch des Bürgertums, durch die Reaktivierung historischer Formen dem eigenen wirtschaftlich-sozialen Aufstieg und gleichzeitig dem Großmachtanspruch des Kaiserreichs Ausdruck zu verleihen.
Klare Tektonik und maßvolle Ornamentik setzen sich vom Prunk des Eklektizismus und der Verspieltheit des Jugendstils ab und werden mit der Bestrebung nach einem funktionell-sachlichen, realistischen modernen Bauen verbunden. Fast alle Bahnbrecher der neuen Baukunst durchlaufen diese neoklassizistische Phase.
Die entscheidenden Impulse bei der Verbindung von Kunst und Industrie gehen dabei im Deutschen Reich von Peter Behrens aus, der seit 1907 künstlerischer Berater des AEG-Elektrokonzerns in Berlin ist. Damit hat erstmals ein Gestalter Einfluss auf die Bauten und Produkte eines Konzerns. Bei ihm bilden sich u. a. die Architekten Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier, Walter Gropius (der sich in diesem Jahr selbstständig macht), Erich Mendelsohn und Adolf Meyer.