Nach dem tödlichen Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau am 28. Juni in Sarajevo hatte sich die Kriegsgefahr in Europa trotz hektischer diplomatischer Kontakte zwischen den Großmächten ständig verdichtet. Die »Julikrise« mit ihren oft im Stundenabstand gewechselten Depeschen belegt, dass sowohl die deutsche wie die österreichisch-ungarische Regierung das Attentat von Sarajevo für ihr machtpolitisches Kalkül zu nutzen verstehen.
Ausbruch des Ersten Weltkriegs
Mit dem Ausbruch des Weltkrieges im August 1914 beginnt ein erbarmungsloser Kampf um die Machtverteilung in Europa und den Kolonien zwischen den Dreibundpartnern Deutsches Reich und Österreich-Ungarn einerseits und der Tripelentente – dem Bündnis zwischen Russland, Frankreich und Großbritannien – andererseits. Die ersten spektakulären Erfolge der deutschen Truppen an West- und Ostfront können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der geplante rasche Sieg über Frankreich nicht möglich ist. Bereits die Marneschlacht im September versetzt den deutschen Siegesträumen einen entscheidenden Dämpfer; nach den beiden Flandernoffensiven im Herbst 1914 erstarrt der deutsche Angriff zu einem zermürbenden Stellungskrieg.