Politische Macht dagegen übt eine Lobby aus Schwerindustrie und Großagrariertum aus. Unterstützt von politisch rechtsorientierten gesellschaftlichen Gruppen wie dem Alldeutschen Verband und der halbmilitärischen Jugendorganisation Jungdeutschlandbund sowie der preußischen Generalität, fordert sie Expansionsstreben und Aufrüstung, Weltmachtdenken und soldatische Gesinnung im Deutschen Reich.
Die von Heinrich Mann im »Untertan« charakterisierte kriegerische Haltung des Bürgertums im deutschen Kaiserreich zeigt sich erst recht nach Beginn des Krieges. In öffentlichen Pamphleten stellen deutsche Intellektuelle – Künstler wie Wissenschaftler – die blutigen Schlachten als Kampf des »zivilisierten« Deutschtums gegen die internationale Barbarei dar.
Kritische Stimmen werden zum Verstummen gebracht: Nur neun Tage nach Kriegsausbruch muss der Vorabdruck von Heinrich Manns »Untertan« in der Münchener Zeitschrift »Zeit im Bild« aus Furcht vor der Zensur gestoppt werden. Noch am 18. November 1914 spricht Thomas Mann gegenüber seinem älteren Bruder Heinrich von einem »großen, grundanständigen, ja feierlichen Volkskrieg«, den das Deutsche Reich führe.
Für die Bevölkerung in Stadt und Land endet das Jahr angesichts wachsender Armut und Nahrungsmittelknappheit in der Sorge um das tägliche Überleben, für die Soldaten in den Schützengräben bedeutet der Rest des Jahres Angst vor dem allgegenwärtigen Tod.