1914 rücken Kinder als Zielgruppe der Werbung in den Mittelpunkt des Interesses. Verkaufsstrategisch wird der gezielte Vergleich von Konkurrenzprodukten als erfolgreiches Mittel gepriesen.
Nachdem im 19. Jahrhundert erstmals besondere Produkte für Kinder wie Kleidung und Spielzeug populär geworden waren, spricht die Werbung in der Zeit vor dem Weltkrieg Kinder bereits gezielt an. Daher finden sich in den Tageszeitungen und Zeitschriften zunehmend auf das kindliche Wahrnehmungsvermögen abgestellte, z. T. farbig aufgemachte Darstellungen. Außerdem dominieren in der Werbung weiterhin Zeitungs- und Zeitschriftenanzeigen von frivolem und komischem Charakter.
Neben dem Zielgruppenproblem wird 1914 auch über die Methoden der Werbung debattiert. So wird in der Berliner »Vossischen Zeitung« vom 27. Mai für einen gezielten, für den Werbenden vorteilhaften Vergleich mit Konkurrenzprodukten plädiert. Im Einzelnen heißt es: »Es fragt sich also: Ist es klug, konkurrierende Ware überhaupt zu erwähnen? Und die Antwort lautet entschieden: Ja! Und zwar aus dem Grunde, weil der Käufer ja doch die Ware vergleichen wird, namentlich wenn es sich um einen großen Posten und um teuere Sachen handelt. Wenn also der Kaufmann oder Verkäufer für den Käufer das Vergleichen selbst besorgen kann, dann sind die Zweifel des Käufers bald abgetan. Der Kunde empfindet, daß der Kaufmann ein intelligenter, moderner Mensch ist, der vor den Vergleichen mit den Erzeugnissen seiner Konkurrenz keine Angst hat.« In dem von einem US-amerikanischen Werbefachmann verfassten Beitrag wird allerdings vor einer bloßen Herabsetzung der Konkurrenzware aus Werbegründen ausdrücklich gewarnt.
Nach Ausbruch des Krieges wird kommerzielle Reklame staatlich kontrolliert. Am 21. Dezember konstituiert sich ein sog. Reklame-Ausschuss der Berliner Handelsvereinigung Ältesten der Kaufmannschaft, dem neben Vertretern aus Handel und Gewerbe auch Verwaltungsbeamte sowie der Maler Max Liebermann angehören. Der Ausschuss will die Interessen der Wirtschaft bei der Festlegung von Werbebedingungen während des Krieges vertreten.