Für viele nicht unerwartet kommt der Staatsstreich von rechts. Zu groß ist im konservativen Bürgertum die Unzufriedenheit mit den neuen republikanischen Verhältnissen im Deutschen Reich
Kapp-Putsch
Mit dem Einmarsch der Marinebrigade Ehrhardt in das Berliner Regierungsviertel beginnt am 13. März ein Putsch rechtsradikaler Politiker und Militärs gegen die Reichsregierung und die noch junge Republik. Der Politiker und Jurist Wolfgang Kapp ruft sich zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten aus. Reichswehrminister und Oberbefehlshaber der Reichswehr wird General Walther Freiherr von Lüttwitz. Die verfassungsmäßige Regierung und Reichspräsident Friedrich Ebert weichen zunächst nach Dresden, später nach Stuttgart aus, nachdem die Mehrzahl der Offiziere militärischen Widerstand abgelehnt hatte. Aus Protest gegen den Kapp-Putsch befolgen 12 Mio. Beschäftigte im Deutschen Reich einen Aufruf zum Generalstreik, der von MSPD, USPD, KPD und Deutschem Gewerkschaftsbund verbreitet wurde. Am 17. März bricht der Putsch zusammen. Der Generalstreik wird nicht sofort abgebrochen. Die Gewerkschaften fordern Zusagen, u.a. um ihre Forderungen nach mehr Demokratie in Staat und Gesellschaft sowie einem Ausbau der Sozialgesetzgebung zu verstärken.
Ruhraufstand
Im Rahmen des Kapp-Putsches und des anschließenden Generalstreiks kommt es im rheinisch-westfälischen Industriebezirk zu einem ausgedehnten Aufstand sozialistischer, syndikalistischer und kommunistischer Arbeiter gegen die gesellschaftliche und politische Entwicklung im Deutschen Reich. Mit ihren Zielen knüpfen die Aufständischen an die Ideale und Hoffnungen der Novemberrevolution von 1918 an, die sie angesichts der Politik der Reichsregierung und des anhaltenden Einflusses rechtsextremer Kreise verraten glauben. Seit dem 15. März kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Am 17. März wird in Dortmund das wegen seiner Brutalität bei der Bevölkerung verhasste Freikorps Lichtschlag von der aus Arbeitern gebildeten Roten Armee vernichtend geschlagen. Im April schlagen Reichswehrtruppen den Ruhraufstand brutal nieder. Am 3. April findet in Bottrop das letzte regelrechte Gefecht zwischen Teilen der Roten Armee und Freikorpstruppen statt.
Reparationen
Ein Jahr nach Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrags wird am 5. Juli im belgischen Spa eine internationale Konferenz zur Frage der Ausführung des am 10. Januar in Kraft getretenen Vertrags eröffnet. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen u.a. die deutsche Entwaffnung und die Reparationszahlungen. NSDAP-Programm: Im Münchener Hofbräuhaus hält die rechtsgerichtete Deutsche Arbeiterpartei (DAP) ihre erste große Versammlung ab. Sitzungsleiter Adolf Hitler stellt den rd. 2000 Besuchern das neue 25-Punkte-Programm vor. Das Programm der DAP, die sich wenig später in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenennt, enthält nationale und sozialrevolutionäre Forderungen auf der Grundlage einer völkisch-antisemitischen »Weltanschauung«.