Im Juni 1921 veröffentlicht die Organisation der Berliner Hand- und Kopfarbeiter eine Proklamation, in der sie Maßnahmen zur Lösung der Wohnungsnot in Berlin darlegt.
»Seit Jahren leidet das Berliner arbeitende Volk unter steigender Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit ...
Es muß unter Anspannung aller Kräfte eine möglichst umfangreiche Neubautätigkeit und eine sachgemäße Erfassung und Verteilung des vorhandenen Wohnraums einsetzen, um Arbeitslose nutzbringend zu beschäftigen und Wohnungslose unterzubringen ...
Berlin muß umfassende Bodenpolitik treiben, muß Land für Neubauten, für Kleingärten und Freiflächen zur Verfügung stellen...
Berlin muß ... die Baustoffversorgung und Bauausführung in erster Linie auf gemeinwirtschaftlicher Grundlage betreiben. Berlin muß unter vollster Wahrung des Mieterschutzes eine sachgemäßere und verschärfte Erfassung und Verteilung des vorhandenen Wohnraums durchführen ...
Um ein wohnungspolitisch gesünderes und auch ein städtebaukünstlerisch schöneres Berlin für alle Zukunft zu schaffen, bedarf es aber grundsätzlicher Abkehr von allen Maßnahmen, die nur auf äußerliche Wirkung berechnet sind. Es bedarf der Abkehr von ... der Anlage prunkender Straßenzüge mit ungesunder Häufung lebensvernichtender Wohnungen ...«
Im November verweigern die Bewohner der Notwohnungen in Charlottenburg (Berlin) die Mietzahlungen, um gegen die unerträglichen Lebensbedingungen in den Barackensiedlungen zu protestieren. Die Fußböden bestehen nur aus Steinen, und die Wände sind so feucht, dass keine Tapete haftet und sich überall Schimmel ausbreitet.
Die Zweizimmerwohnungen kosten monatlich 57 Mark, wobei die Mietverträge alle vier Wochen verlängert werden müssen. Die Möglichkeiten, eine andere Wohnung zu finden, sind begrenzt, da die Zuteilung von Mietwohnungen von den Behörden vorgenommen wird.
Nicht nur durch die Wohnungszwangsbewirtschaftung versucht der Staat, der Wohnungsnot Herr zu werden. Am 26. Juni 1921 wird eine Wohnungsbauabgabe in Form einer Miete oder Grundsteuer eingeführt. Infolge der hohen Inflation können aber auch dadurch nicht genügend Mittel für ausreichende Bauvorhaben beschafft werden. So werden in Berlin 1921 nur 403 Wohnungen neu gebaut.