Mit der 1924 verbesserten wirtschaftlichen Situation setzt sich im Deutschen Reich der Trend zum Auto- und Flugverkehr verstärkt fort. Wer es sich leisten kann, steigt auf diese Verkehrsmittel um.
Das Auto erobert die Straßen, wodurch besonders in den Großstädten eine Regelung des Verkehrs notwendig wird. Auf dem Potsdamer Platz in Berlin wird im November ein Verkehrsturm mit Ampelanlagen in Betrieb genommen, eine Neuheit im Straßenbild deutscher Städte. Auch die ersten Verkehrspolizisten kommen in der Reichshauptstadt zum Einsatz, auf deren Straßen bereits 19 361 Pkw fahren (Stand 1. Juli ). Die »normale« Schutzpolizei wird der Situation nicht mehr Herr: »Diese braven und eifrigen Leute machen unnötig weite, fuchtelnde, ausholende Bewegungen mit den Armen. Sie wirken nicht exakt und infolgedessen undeutlich und nicht verständlich. In der Dunkelheit ... sieht man sie kaum. Sie können leicht überfahren werden ...«, schreibt die »Frankfurter Zeitung«.
Insgesamt erhöht sich 1924 die Zahl der im Deutschen Reich zugelassenen Pkw auf 132 179 (1923: 100 340 ). Auch die Zahl der Motorräder (1923: 59 389 ,1924: 97 965 ) und Lkw (1923: 51 736 ,1924: 60 629 ) steigt deutlich. Das Auto, bisher Luxus für die Reichen, wird allmählich auch für mittelständische Kreise bezahlbar. Billigere Modelle, so z. B. der als »Kommissbrot« bezeichnete Kleinwagen der Firma Hanomag, erobern den Markt. Im Luftverkehr sorgen wachsende Nachfrage und der Konkurrenzkampf der beiden deutschen Luftverkehrskartelle, Deutsche Aero Lloyd AG und Junkers Luftverkehr AG, für einen Ausbau des nationalen und internationalen Streckennetzes. Ende Juli 1924 wird die erste verkehrsmäßig bediente Nachtfluglinie zur Post- und Frachtbeförderung auf der Strecke Berlin-Stockholm über Warnemünde und Karlskrona eröffnet. Die Zahl der Flüge im deutschen Luftverkehr steigt 1924 auf 4198 (1923: 1378). Insgesamt befördern die deutschen Luftverkehrsgesellschaften 13 422 Personen (1923: 8507).