1924 stellt sich mit dem deutschen Wirtschaftsaufschwung und der Währungsstabilisierung eine Verbesserung der Ernährungssituation ein. Volksspeisungen und Spenden aus dem Ausland können im Laufe des Jahres eingestellt werden.
Seit die katastrophale Markinflation im November 1923 durch die Währungsreform gestoppt wurde, sind die Lebensmittelpreise weitgehend stabil: Roggenbrot (1 kg) kostet 0,38 Reichsmark (RM), Kartoffeln (1 kg) 0,08 RM, Butter (1kg) 4,60 RM, Vollmilch (1 l) 0,35 RM, ein Ei 0,20 RM (Preise in Berlin im Oktober 1924). Im November 1923 kosteten z. B. ein Roggenbrot 470 und ein Ei 320 Milliarden Mark.
Die soziale Not lässt sich jedoch nicht von heute auf morgen überwinden. Noch im April 1924 sind in Großstädten wie Frankfurt Schulspeisungen nötig. Mangel- und Unterernährung sind besonders bei Kindern keine Seltenheit. In einer offiziellen Denkschrift zu diesem Thema wird auf die »erschütternde Tatsache« hingewiesen, dass »es zahlreiche Kinder gibt, die überhaupt nicht mehr wissen, was Fleisch ist«. Da sich die Lage jedoch spürbar bessert, stellt die US-amerikanische Hilfsorganisation »Committee for relief of German children« im Sommer ihre Tätigkeit ein.
Infolge ungewöhnlich starker Niederschläge im Juli und August kommt es bei der deutschen Getreideernte zu erheblichen Ausfällen. Besonders betroffen sind Süddeutschland und die Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, die Rheinprovinz und Teile von Hannover. Hier sind Ernteausfälle von 25% keine Seltenheit. Panikmeldungen der Presse, in der zunächst Ausfälle von 80% gemeldet werden, führen Ende September/Anfang Oktober zur drastischen Getreidepreissteigerung. Verschiedentlich kommt es bei Mehl zu Hamsterkäufen. Gegenüber der Nachrichtenagentur Wolffs Telegrafen-Bureau betont Reichsernährungsminister Gerhard Graf Kanitz jedoch am 11. Oktober 1924, die Versorgungssituation sei keineswegs besorgniserregend.