Ein neues funktionalistisches Wohndesign gehört zum modernen Wohnen und Leben, wie es in den Goldenen Zwanzigern propagiert wird. An die Stelle der bürgerlichen Wohnung, die mit ihrer Betonung der Gemütlichkeit oft ans Kitschige grenzt, tritt die dekorationslose, »neutrale« Wohnung. Nicht nur das international stilbildende Bauhaus in Weimar, auch andere deutsche Kunstschulen, Ateliers und Fabriken praktizieren ein »sachliches« Zweckdesign. Anders als in Frankreich und Großbritannien wird hier eine schlichte, strenge Form der Art déco bevorzugt. Funktionalistisch gestaltet sind die Sitz- und Liegemöbel von Erich Dieckmann, Josef Frank und Bauhaus-Meister Marcel Lajos Breuer, Trinkgläser von Adolf Loos (»Ornament ist Verbrechen«) und Wilhelm Wagenfeld, Porzellangeschirre von Marguerite Friedländer, Trude Petri und Hermann Gretsch sowie Lampen von Ferdinand Kramer und die der Bauhaus-Werkstätten. Stahlmöbel von Ludwig Mies van der Rohe und Breuer werden große Mode. Funktionalismus im modernen Design bedeutet: Ein Gebrauchsgegenstand wird seinem Zweck entsprechend gestaltet, wobei Form und Funktion eine Einheit bilden sollen. Wichtig ist die Reduzierung auf das Wesentliche. Breuer schreibt: »Ein Möbelstück ist kein willkürliches Gebilde, sondern eine notwendige Komponente unserer Umgebung ... [Es] erhält seine Bedeutung nur durch die Art, in der es verwandt wird, und zwar im Rahmen eines vollständigen Gesamtplanes. Ein solcher Gesamtplan ist ... der äußere Ausdruck unserer täglichen Bedürfnisse. Er muß sowohl jenen Notwendigkeiten, die konstant bleiben, wie denen, die wechseln, gerecht werden können. Veränderung ist aber nur dann möglich, wenn die einfachsten und klarsten Dinge verwandt werden. Andernfalls muß man neue Möbel kaufen, wenn man umstellen will.« Das »befreite«, neue Wohnen soll praktisch sein: Die Kompaktküche mit Spülbecken wird kreiert, das Klappbett sowie ineinanderstellbare Tische und Hocker.