Schon vor Kriegsausbruch erweist sich das Leistungsvermögen der öffentlichen Verkehrsmittel im Deutschen Reich als kaum ausreichend. Ab September führt die starke Inanspruchnahme der Bahnen zu Engpässen bei der Versorgung der Bevölkerung und in kriegswichtigen Produktionszweigen. So wird im Bergbau oft nur ein Drittel der geförderten Kohle sofort verladen, selbst Munitions- und Stickstofffabriken erhalten nicht selten nur 10% der nötigen Transportmittel.
Obwohl der Reichsbahn bereits 1938 880 000 Güterwagen fehlten und das Beschaffungsprogramm 1939 lediglich 10 000 neue Wagen vorsieht, gelingt der Bahn durch totalen Materialeinsatz eine Steigerung der Beförderungsmengen. 2,301 Milliarden Personen reisen in diesem Jahr mit der Bahn, 12% mehr als im Vorjahr. Der Gütertransport steigt gegenüber 1938 um 8,4% auf 620 Millionen t.
Als einer der schnellsten Züge Europas gilt ein am 15. Mai in Betrieb genommener Reichsbahn-Schnelltriebwagen, der mit einer Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h in siebeneinhalb Stunden von Dortmund nach Basel rast. Die Zahl der Kraftfahrzeuge im Deutschen Reich klettert in diesem Jahr um 16,7% auf 3 786 367 . Allerdings ist die Zahl der Neuzulassungen rückläufig. Insgesamt sinkt sie gegenüber dem Vorjahr um 9,7%, bei Pkw sogar um 27,9% auf 161 907 Fahrzeuge. Die Zahl der Pkw-Typen wird von 52 auf 30 und der Lkw-Typen von 113 auf 19 reduziert. Ziel dieser Rationalisierung ist eine Erhöhung der Produktion und die Einsparung von Material. Der deutsche Autofahrer hat 1939 folgende Neuregelungen zu beachten: Aufgrund der Reichsgaragenordnung vom 1. April muss er sicherstellen, dass sein abgestelltes Auto den Verkehr nicht behindert, ab dem 7. Mai muss er Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten. Innerhalb geschlossener Ortschaften gilt für Pkw eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und für Lkw von 40 km/h. Außerhalb gelten 100 bzw. 70 km/h. Am 7. November wird jeder Kfz-Halter verpflichtet, bis zum 1. Juli 1940 eine Haftpflichtversicherung abzuschließen.
Die Zahl der privaten Kraftfahrzeugbenutzer wird mit Kriegsbeginn stark reduziert: Ab dem 11. September werden alle Fahrzeugbereifungen aus Kautschuk beschlagnahmt. Ab 20. September ist die private Kfz-Benutzung genehmigungspflichtig. Das Netz der Reichsautobahnen wächst dennoch weiter, in diesem Jahr um 237 auf 3302 km.
Der öffentliche Flugverkehr im Deutschen Reich wird mit Kriegsbeginn zunächst völlig eingestellt, ab dem 4. Oktober jedoch von Berlin aus wiederaufgenommen. Allerdings starten die Maschinen nicht vom neuen Zentralflughafen Tempelhof, sondern vom Sportflughafen Rangsdorf. Hamburg wird zum Luftsperrgebiet erklärt und darf nicht mehr angeflogen werden.
Noch kurz zuvor hatte die internationale Fliegerei mit zahlreichen neuen Höchstleistungen von sich reden gemacht: So hatte die Deutsche Lufthansa AG am 1. Januar den Linienverkehr von Berlin über 15 039 km nach Santiago de Chile aufgenommen. Am 26. April hatte Fritz Wendel auf einer Messerschmitt Me 109 R mit 755,11 km/h einen Geschwindigkeitsrekord für Kolbenmotorflugzeuge aufgestellt. Am 28. Juni war mit einem Pan-American-Flugboot der transatlantische Passagierluftverkehr zwischen New York und Lissabon eröffnet worden und am 27. August hatte in Stralsund mit der Heinkel He 178 das Zeitalter der Strahlturbinenflugzeuge begonnen. Den weiteren Weg bestimmte der Krieg.