Die Urlaubs- und Freizeitaktivitäten der Bevölkerung im Deutschen Reich müssen im Jahr 1940 immer weiter hinter den überlebensnotwendigen Erfordernissen zurückstehen. Erholungs- und Ferienreisen für Arbeiter und Angestellte, zumal in den Rüstungsbetrieben, kommen aufgrund der knapp bemessenen Urlaubszeiten oder zeitweiser Urlaubssperren kaum noch infrage. Das z. B. an bestimmten Tagen verhängte Verbot privat veranlasster Reisen mit der Eisenbahn schränkt auch die Möglichkeit der wenigen, die sich eine Erholungsreise noch leisten können, erheblich ein. Im Bewusstsein der Menschen wird so der Heimaturlaub der Väter und Söhne an der Front, der diese für kurze Zeit wieder in den Kreis der Familie zurückführt, zum hervorstechenden Freizeitereignis.
Den Frauen bleibt neben ihrer Belastung durch Kindererziehung, Hausarbeit sowie Dienstverpflichtung in den Rüstungsbetrieben ohnehin kaum Gelegenheit, sich einmal für längere Zeit von ihren alltäglichen Pflichten zu befreien. Anstelle ausgedehnter Fernreisen, wie sie noch vor dem Krieg vom Amt »Kraft durch Freude« (KdF) angepriesen wurden, tritt für viele Familien eine gemeinsame Fahrt mit dem Fahrrad ins Grüne. Ausgedehnte Ausflüge in nahe gelegene Erholungsgebiete gelten als Ersatz. Auch die Reiseveranstalter haben sich auf die durch den Krieg veränderte Situation eingestellt:
Angebote für Reisen in die deutschen Seebäder werden nun oftmals mit dem Hinweis versehen: »Ein schöner Urlaub auch ohne Ihn.« Das KdF verlegt den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf die kulturelle Betreuung der Frontsoldaten, für die es Theaterveranstaltungen und Unterhaltungsabende organisiert. Auf Initiative der NS-Freizeitorganisation werden auch die diesjährigen Bayreuther Festspiele als sog. Kriegsfestspiele den Soldaten und verdienten Rüstungsarbeitern gewidmet. An der »Heimatfront« bleiben weiterhin Wanderfahrten, Kinoabende sowie die im Rahmen der Erwachsenenbildung des Volksbildungswerks eingerichteten Kurse im Angebot. Die schon vor Kriegsbeginn von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt angebotene Kinderlandverschickung (KLV) für erholungsbedürftige Großstadtkinder wird im Zuge der Ereignisse gänzlich umfunktioniert. Ab Anfang Oktober laufen im Rahmen einer »Erweiterten Kinderlandverschickung« breitangelegte Evakuierungen von ganzen Schulklassen und Müttern mit Kleinkindern aus den von Bombenangriffen besonders betroffenen Großstädten und Industrieregionen in die ländlichen Gebiete des Reichs an. Am 3. Oktober werden die ersten 3000 Kinder aus Berlin und Hamburg in KLV-Lager geschickt. Die zu diesem Zeitpunkt noch auf Freiwilligkeit beruhende Verschickung darf in offiziellen Verlautbarungen nicht als »Evakuierung« bezeichnet werden.
Wirtschaftlichen Schaden richtet der Niedergang des Tourismus in den klassischen Urlaubsländern Europas an. Nach Abschluss der diesjährigen Sommersaison melden am 1. September die Fremdenverkehrsorte in der Schweiz, in Italien und im Deutschen Reich 29% weniger Urlauber als im Vorjahr. Eine Branche, die durch den Krieg steigende Publikumszahlen verzeichnen kann, ist die deutsche Filmindustrie. Eine wachsende Zahl von Unterhaltungsfilmen sorgt für eine Steigerung der Besucherzahlen in den Kinos um etwa 22,8% im Vergleich zu 1939.